Mit dem Mietwagen in die Wüste

Donnerstag 18.07.96

Heute soll es losgehen: um 11.45h mittags geht unser Flieger von Hamburg über Frankfurt nach Kairo. In Kairo haben wir uns über unser örtliches Reisebüro einen Mietwagen reservieren lassen. Den Wagen sollen wir am dort Flughafen in Empfang nehmen und damit

wollen wir dann quer durchs Land. Übernachten wollen wir im Zelt oder in irgendwelchen Budget-Hotels. Soweit der Plan...

Als wir in Kairo landen, ist es bereits dunkel. Wir erleiden einen Kulturschock. Jochen und ich stehen vor dem Ankunftsgebäude und warten auf Olaf, der mit den Papieren zur Autovermietung gegangen ist. Es ist immer noch fürchterlich heiß und wir befinden uns in einem riesigen Menschengewühl.

Endlich kommt Olaf mit unserer „Toyota-Mittelklasselimousine“ vorgefahren und Jochen tastet sich durch das Verkehrsgewühl zur nächsten Tankstelle.

Wir versuchen uns den Weg Richtung Sinai erklären zu lassen – mit wenig Erfolg.

Angesichts des starken Verkehrs erweist sich unser (in Deutschland gekaufter) Stadtplan als

ziemlich nutzlose Investition. Die Straßenschilden sind zu 90% auf arabisch beschriftet, dessen wir leider nicht mächtig sind. Nach dem volltanken übernimmt Olaf und nach mehrmaligem Verfahren/Fragen und diversen Kontakten mit der Obrigkeit finden wir dann

den Weg Richtung Suezkanal-Tunnel. Auf der Autobahn kommen uns mehrere Geisterfahrer entgegen – immer schön mit Fernlicht blinkend...

Mittlerweile fährt Jochen wieder, im Sinai angekommen beschließen wir zu nächtigen – das Auto verstecken wir hinter einem Hügel. Ich bin zu ersten Mal in Ägypten – mir schlägt jetzt der Streß auf die Eingeweide und ich weihe als Erste den Ägyptischen Boden ein.

Freitag 19.07.96

Nach einem überwältigendem Frühstück aus Müsli, und mit abgestandenem, warmen Wasser angerührten Milchpulver kann sich auch Olaf wieder bewegen, der die Nacht von den Vorder-

Sitzen zusammengedrückt auf der Rückbank des Autos verbringen müsste, weil ich dort keine Luft mehr bekommen habe. Zum ersten Mal sehen wir den Sinai im Hellen: Sand, Steine, Sand, Steine, Sand, ...

Wir machen uns auf den Weg nach Basata, einem Camp im Ost-Sinai und Jochen und Olaf können sich nicht darüber einigen, wo den nun all die tollen Orte waren, an denen Sie vor 5 Jahren all die tollen Sachen erlebt haben.

In Taba angekommen stellen wir fest, das wir tanken müssen und steuern die nächste Tankstelle an. Die Tankstelle hat wirklich alles – Tanksäulen, Minimart, Waschanlage –nur Benzin verkaufen die nicht – wozu braucht eine Tankstelle Benzin? Der Tankwart murmelt „mafish Benzin“ (wir verstehen „Fischbenzin“), schüttelt bedeutungsvoll mit den Händen und schickt uns weg. Dann eben nicht. Wir fahren weiter Richtung Nuweiba. Jochen und Olaf alle 500m: „Da muß es sein, jetzt aber...“

Langsam knurrt uns der Magen und wir machen einen kleinen Abstecher in ein hotelartiges Etwas und essen erst mal . Dann endlich – Olaf und Jochen im Chor: „Da, da – Basata – das ist es !“

Wir verbringen einen schönen Nachmittag und Abend unter dem Bambusdach, nur unterbrochen vom schweißtreibenden Zeltaufbauen. Jochen und Olaf wollen draußen schlafen – ich will ins Zelt und Jochen beschwert sich, das er auch im Zelt schlafen soll. Pech gehabt...

Samstag 20.07.1996

Die Nacht im Zelt war die Hölle. Jochen und ich schlafen im Treibhaus während Olaf „mit den Füßen im Sand spielen darf“. Ich mag halt noch nicht so. Wir brechen auf zu einem Ausflug Richtung Katherinenkloster/Berg Sinai. In Nuweiba nehmen wir einen Tramper mit (alle 2 Tage pendelt er die 120km in die Berge, wo er wohnt). Das Auto hat so seine Probleme – mangels ausreichender Motorisierung müssen wir beim „Bergsteigen“ die Klimaanlage ausschalten um nicht rückwärts zu rollen..

Beim Verlassen der Küstenstraße treffen wir auf eine Straßensperre mit „Hütchenspieler“-Polizisten (von uns liebevoll so getauft, weil die den ganzen Tag ein Verkehrshütchen auf die

Straße schieben um Autos anzuhalten und zu kontrollieren). Lieder haben wir Deppen unsere Pässe in Basata abgegeben und es gibt leichte Probleme. Glücklicherweise haben wir jeder eine Fotokopie des Passes dabei und dank dieser Kopie sowie der Fürsprache unseres Ägyptischen Trampers werden wir durchgelassen – also: Nächstes Mal Pässe mitnehmen...

Am Kloster angekommen spendiert uns unser Mitfahrer dann fürs Mitnehmen erst mal einen Kaffee. Wir stellen fest, dass das Kloster nur bis zum Mittag geöffnet hat – Pech gehabt. Enttäuscht beschließen wir unsere Rundfahrt fortzusetzen und einen Abstecher zum Ras Mohammed-Nationalpark a.d. Südspitze des Sinais zu machen. Wir laden noch einen Polizisten ins Auto, setzen ihn nach einigen Kilometern ab und fahren weiter bis zur nächsten Kontrolle.

Dort können die hütchenspielenden Jungs überhaupt nicht verstehen, das wir nur der Landschaft wegen den gewaltigen Umweg von El-Tur nach Sharm-el-Sheik nehmen wollten. Auch diese Jungs vermissen unsere Pässe irgendwie (ja ja, tut uns leid, kommt nicht wieder vor – in Kreis Pinneberg wird man halt nicht so oft kontrolliert...) und wir müssen ins „office“. Dort wundert man sich ein wenig über unser kopiertes Ägyptisches Visum des Hamburger Konsulates :“What is ´dis??“,

aber nach ein wenig Zugerede lässt man uns auch hier passieren. Mittlerweile sind wir dann auch für Ras Mohammed ein wenig spät dran und beschließen am nächsten Tag noch einmal bei Sonnenlicht hinzufahren um die Korallenriffe von den Felsen aus zu bewundern. Auf dem Rückweg leisten wir einem Araber Pannenhilfe – platter Reifen und HERR Araber hat keinen

Wagenheber dabei... Nach langer Fahrt – wieder ist es dunkel - landen wir endlich wieder in Basata.

Die spinnen, die Ägypter, mit Ihrem Abblendsystem – begegnen sich im Dunkeln zwei Autos machen beide das Licht ganz aus und dann wird sich gegenseitig der Weg mit Fernlicht geblinkt. Besonders breite Autos wie z.B. LKW setzen dann zusätzlich noch den Blinker links, damit man weiß, wo sie in etwa aufhören. Bei Nachtfahrten durch die Serpentinen ein echter Nervenkitzel.

Sonntag 21.07.96

Also, der Plan: „Früh aufstehen und gleich los“ !

Und wie das denn so ist – nach einer weiteren qualvollen Nacht im Zelt und Olafs nächtliches „Hau ab, du blöde Natter“- Gerede zum Einschlafen mussten wir uns erst mal bis Mittags aklimatisieren. Nun aber los, wir wollen ja schließlich das tolle Korallenriff in voller Beleuchtung durch die möglichst noch einigermaßen von oben einstrahlende Wüstensonne

bewundern. Ich muß fahren und die beiden Pappnasen Olaf und Jochen halten derweil erst einmal ihr Mittagsschläfchen. Sehr unterhaltsam mit zwei schnarchenden Mitfahrern durch die irgendwie immer gleich aussehende Berglandschaft zu fahren. Kurz vor Sharm-El-Sheik belieben die beiden Herren dann doch aufzuwachen. „Jetzt erst mal was essen!“ – Olaf hat fast immer Hunger. Jetzt darf Jochen fahren. Olaf immer wieder: „Da,da – fahr da lang – da gibt’s bestimmt ´ne Fisch-Pinte“ woraufhin Jochen immer wieder „Das ist hier nicht die Gegend für Fischrestaurants..“ Naja, gefunden haben die Herren dann doch noch etwas, allerdings kein Fischrestaurant. Das Ende vom Lied war, das wir wieder erst um 17.00h vor dem Korallenriff standen. Von wegen „strahlende Mittagssonne“. Olaf nörgelt die ganze Zeit, das er schwimmen gehen will, wofür hat er sich schließlich für Unsummen die Flossen ausgeliehen. Nach einer Materialermüdenden „Offroad“-Tour finden wir endlich ein Stück Küste, das durch „Schwimmen hier gut“-Schilder gekennzeichnet ist. Olaf geht bis zu den Knöcheln ins Wasser während wir fasziniert auf die überall herumliegenden Fossilien starren.

Olaf nörgelt, weil das Schild offensichtlich gelogen hat – hier kann man nicht schwimmen, viel zu viele Korallen direkt unter der Wasseroberfläche und keine Möglichkeit ins tiefere Wasser zu gelangen ohne draufzutreten und etwas kaputt zu machen.

Also fahren wir weiter durch den Nationalpark, über eigentlich mit unserer Reisschüssel nicht

befahrbaren „Straßen“ und finden ein wunderschönes Riff mit Aussichtsplateaus.

Wir laufen immer weiter durch die Felsen und Riffe bis uns schließlich einfällt, dass das Auto nicht abgeschlossen ist und das sogar die Fenster offen sind. Kurze Debatte: „Zurückgehen oder nicht?“ – „Scheißegal – weiter..“

Hat sich gelohnt, wir haben die tolle Landschaft ausgiebig bewundert und das Auto hat auch keine Schaden genommen. Wir besuchen das „LTI-Restaurant“ und machen uns nach 2,5 Tonnen kalter Cola auf den Rückweg.

Dachten wir zumindest: einer unserer Reifen hat es, bedingt durch die vielen spitzen Steine unserer „Offroad“-Tour , leider nicht „mehr halten“ können. Der Reservereifen eiert verdächtig und wir beschließen im nächsten Dorf den Reifen flicken zu lassen. Am der nächsten Tankstelle steht ein Esel samt Karren an der Zapfsäule ?! Hier versuchen wir unser Glück. Ein Araber hockt mit einer Wasserpfeife auf dem Boden und will unbedingt von uns fotografiert werden während ein 100Tonnen Autokran versucht, rückwärts auf den Hof der Werkstatt zu rangieren. Wir werden fast von dem Kran plattgemacht und der „Bitte-fotografiert-mich-Araber“ bekommt einen gehörigen Anschiss von seinem Meister.

Unser Reifen hat 6 Löcher im Schlauch und 4 im Mantel.

Nach einiger Zeit können wir um einige Pfund erleichtert unsere Weiterfahrt antreten. Von wegen: nach ca. 5km entschließt sich unser Reservereifen aufzugeben – der Stahlmantel ist zu sehen und Olaf schleudert fluchend die Radkappe 200m in die stockfinstere Wüste.

Wir können Ihn überreden, das Ding zu suchen, was er mürrisch vor sich hin murmelnd erledigt. Also, jetzt den frisch geflickten, noch nicht getrockneten Reifen drauf und beten, dass er hält. Jochen und Olaf stoßen gegen die Autovermietung gerichtete wilde Flüche aus und schwören, denen doch mal gehörig die Meinung zu sagen !

Der Reifen hat gehalten. Bis zum nächsten Morgen...

Montag 22.07.1996

Auf nach Elat. Wir haben in Basata ein nettes Pärchen, Alon und Diana, kennengelernt und Sie wollen mitfahren. Wenn die vorher gewusst hätten, was Sie erwartet – ich weiß nicht, ob Sie mitgekommen wären...

Mittags los – wir quetschen uns zu dritt auf die Rückbank. Etwas nördlich von Basata:

Olaf: „wat is dat bloß – dat eiert doch schon wieder – ist der Reifen schon wieder platt?“

Alle hängen sich aus den Fenstern und starren jeweils auf den nächstgelegenen Radkasten.

Diana hat Erfolg: „Hinten rechts !“

Das kann doch nicht wahr sein – der frisch geflickte Reifen. Olaf erbarmt sich und muß sich mal wieder beim Reifenwechsel fotografieren lassen. Jetzt also den alten Reservereifen, den wo der Stahlmantel rausguckt. Luft ist ja noch drin. Egal, rauf damit! 30km weiter Richtung Taba zerstört ein lautes „PENG“ unsere letzten Hoffnungen und unseren letzen Reifen. Jetzt haben wir nur noch 3. Und jetzt? Zum Glück ist man ja flexibel und es hagelt von allen Seiten Vorschläge:

„Wir füllen den Schlauch mit Sand !“

„Wir fahren auf Felge weiter!“

„Hat der Wagenheber Rollen?“

„Wir erschlagen ein paar Passanten und klauen Ihnen die Reifen!“.

Schließlich Olaf: „ Hinten rechts fehlt der Riefen – Ihr setzt Euch also alle vorne links auf den Kotflügel und fahren wir langsam weiter – geht bestimmt !“

Blöd wie wir sind quetschen wir uns zu viert auf 50cm² Motorhaube nur um natürlich festzustellen, dass das alles kompletter Schwachsinn ist – war wohl die Sonne..

Jochen stoppt ein Taxi und fährt nach Taba um einen neuen Reifen und ein wenig Sprit zu besorgen – zu allem Unglück war der Tank auch noch leerer und das Tankstellennetz dünner als wir gedacht hatten (wir Deppen). Der Rest bleibt im Auto zurück beziehungsweise ein Teil verzieht sich in die Berge um seiner Diarröh zu fröhnen. Nach 1,5h kommt Jochen, oh Wunder, mit einem Autovermietungsmenschen und einem Reservereifen wieder. Die Freude ist groß. Jetzt schnell den Reifen rauf !

Auf dem Weg nach Taba erzählt uns Jochen, daß die Angestellten der Autovermietung nach der Autonummer des Wagens gefragt haben und als Jochen die Nummer genannt hat, fragte der Herr hinter dem Tresen sofort weiter „it is a white car – isn´t it??“ und plötzlich fingen alle an, schallend loszulachen. Wohlgemerkt, die Kiste kommt aus Kairo, gelacht haben die Angestellten der Zweigstelle im Sinai. Könnte es sein, das mit der Kiste irgendwas nicht stimmt?? „Nein, nein – keine Spur – ach was..“

Naja, man hat wohl doch ein klitzekleines bischen ein schlechtes Gewissen und Jochen bringt 20l Benzin „auf Kosten des Hauses“ mit.

Wir parken den Wagen vor der Grenze in Taba und freuen uns auf die Formalitäten des Grenzübertritts.

Unser Mitreisender Alon verliert hierbei beinahe seine Freiheit: er lebt in Deutschland, hat aber einen Israelischen Paß und hat in Israel wohl noch keinen Militärdienst geleistet. Hat sich dann aber doch irgendwie geklärt und er durfte weiter.

Wir fahren mit dem Bus nach Elat und machen einen Abstecher ins Korallen-Observatorium mit Haibecken.

Weite geht’s mit dem Taxi in die Innenstadt und erwerben für lächerliche 50DM einen Campingkocher. Was kostet die Welt ?

Nach einem Telefongespräch mit Olafs Freundin Heike und Barbaras Mutter („HALLO-HALLO-ICH-KANN-DICH-NICHT-VERSTEHEN“) und einigen lästigen (und vor allem teuren) Grenzformalitäten landen wir glücklich und irgendwie erschöpft wieder in Ägypten.

Dienstag 23.07.96

Heute haben wir im wunderschönen Riff vor Basata geschnorchelt, alte „Spiegel“-Ausgaben aus Basatas „Bibliothek“ gelesen, gefaulenzt und geschlafen. Olaf und Jochen haben in knietiefen Wasser einer Muräne entdeckt – normalerweise ja ein Höhlenbewohner – diese nagte allerdings an einer Seegraswiese herum..

Mittwoch 24.07.96

Olaf und ich hatten eigentlich durchgesetzt, noch einen weiteren Tag in Basata zu verbringen

Aber schon morgens bekommen wir einen „Campingplatzkoller“.

Wir beschließen in Nuweiba den Reservereifen flicken zu lassen, zur Polizei zu fahren und uns registrieren zu lassen („Registration within 7 days“), zu tanken und dann nach Dahab zu fahren, wo Herr Glismann gerade Urlaub macht. Herr Glismann ist der windsurf-begeisterte Inhaber eines Bekleidungsgeschäftes unserer Stadt und verbringt zufällig auch seinen Urlaub im Sinai. Naja, den wollen wir jedenfalls besuchen.

Jochen genießt es, uns vorzuhalten, wie recht er doch hatte mit dem Lagerkoller und stellt sich erst mal bockig „DIE HERRSCHAFFTEN können ja fahren – ICH bleibe hier und

relaxe !“. Gnädigerweise kommt er dann doch mit..

In Nuweiba angekommen lassen wir den Reifen flicken und begeben uns zur „Tourist Police“.

Dort nimmt uns ein mürrisch dreinblickender Obermeister-Polizist in Empfang. Jochen drückt Ihm unsere Pässe in die Hand. Der Obermeister kaut genussvoll an einer Art Döner herum beobachtet uns argwöhnisch aus den Augenwinkeln. Eine Weile passiert nicht, dann streckt er uns urplötzlich seinen pappigen Döner entgegen („mal abbeißen?“) ohne dabei jedoch seinen mürrischen Gesichtsausdruck zu verlieren. Wir lehnen dankend ab und verlassen mit 3 frischen Registrierungsstempeln ein wenig verunsichert das Polizeigebäude.

Weiter nach Dahab. An einer „Hütchenspieler“-Kontrolle werden wir angehalten. Die Polizisten hier sind so begeistert, uns zu sehen, dass Sie erst mal in Ihr Office rennen, einen Fotoapparat holen und wie wild mit dem Fotografieren beginnen. Wir machen das dann auch –endlich mal eine Gelegenheit, so einen „Hütchenspielerposten“ ganz „offiziell“ abzulichten.

Nach diversen „Ich und der Soldat“- bzw. „Mein Captain und die drei dämlichen Touris aus Almania“-Fotos verlassen wir dann unter herzlichen Winken der Uniformierten den Kontrollposten.

In Dahab soll es nur zwei Hotels geben, weiß Jochen.

Es gibt ca. 125. Also suchen wir die Größeren nach Herrn Glismann ab, finden Ihn aber nicht. Naja... Olaf, der nie seine Sonnenbrille ablegt, will wenden und verwechselt eine Auffahrt mit einer Treppe. Aber schon nach den ersten fünf Stufen bemerkt er seinen Irrtum...

Um unseren Urlaub auch musikalisch ein bischen aufzuwerten, kaufen wir uns bei örtlichen Kassettenhändler den einen oder anderen Tonträger. Jetzt haben wir schon 5 Stück zu wechseln!

Wir nehmen eine vorzügliche Mahlzeit im örtlichen „Hardrock-Cafe“ zu uns (riesige Platte für ca. 4DM) und schlendern ein wenig über die Promenade. Dort reiht sich ein palmenumsäumtes Cafe an das nächste. Wir trinken irgendwo eine kühle Limo und beschließen, zurück nach Basata zu fahren. Wir nehmen auf dem Rückweg noch zwei Araber mit, die sich von uns mitten in der Pampa absetzen lassen und zum Abschied – wie immer – nur den Männern die Hand geben... Um 16h sind wir wieder in Basata. Uns allen ist irgendwie schlecht von der „riesigen-aber-doch-so-preiswerten-Hardrock-Cafe-Platte“...

Am Abend lernen wir eine nette Deutsche kennen. Sie trägt Kopftuch und ist zum Islam übergetreten. Wir führen mit Ihr sehr spannende Gespräche bis tief in die Nacht.

Mittlerweile schlafe ich dann auch unter freiem Himmel – ist viel angenehmer als im

Zelt – freier Blick auf einen wunderschönen Sternenhimmel und man sieht Nachts die Lichter der anderen Seite des Golfes von Aqaba: Jordanien und Saudi-Arabien.

Donnerstag, 25.07.02

Heute wollen wir nach Kairo. Wir bauen unser Zelt ab, frühstücken und nehmen die vermutlich vorerst letzte Dusche. 400DM müssen wir für 3 Personen und 5 Nächte Basata bezahlen. In Anbetracht des Essens und er vielen Limos ein Schnäppchen.

Da wir diesmal etwas früher dran sind, nehmen wir den Weg über St. Katherin um endlich das Kloster zu besuchen.

Sehr nett da nur ziemlich heiß. Ich soll mich ständig mit irgendwelchen Leuten fotografieren lassen. Ich: „Nein, nein, kein Foto!“ – Jochen „ Doch, doch, nehmt meine Freundin ruhig und macht Eure Fotos!“ Wir besichtigen die „Bone-Kammer“. Auf ca. 10m² und ca. 1,5m hoch liegen hier Schädel und Knochen. Angesichts der Hitze beschließen wir, nicht auf den Berg Sinai zu kraxeln und fahren lieber ins Dorf und kaufen uns eine kühle Limo. Olaf tauscht erfolgreich mit einem kleinen Jungen seine Zahnbürste gegen irgendein „Fossil“ (?) – Guter Tausch ??

Jochen hat einen Sonnenstich, und wird mit einem nassen Handtuch auf dem Kopf auf die Rückbank verbannt. Olaf und ich kaufen in der örtlichen Bäckerei ofenfrisches Brot und bei Höker nebenan frisches Obst und Wasser.

Weiter Richtung Suez. Olaf und Jochen pennen mal wieder im Auto. Jochen „zerschläft“ seine Lieblingssonnenbrille und ist unentspannt. Um 7h sind wir in Suez. Wir beschließen weiterzufahren, obwohl wir hier eigentlich nächtigen wollten. Ist noch zu früh..

Olaf stellt einen Zeitplan auf: „Um 18h sind wir in Kairo, um 19h sind wir durch Kairo durch und dann haben wir noch eine Stunde um uns ein Plätzchen zum schlafen in der Wüste zu suchen. Gesagt, getan: Jochen stürzt sich in den Stadtverkehr von Kairo und schwitzt Blut und Wasser.

Olaf und ich feuern Ihn an: „Toll machst Du das“, „Du schaffst es“. Schließlich kommt, was kommen muß – einmal falsch abgebogen und wir laden irgendwo in irgendwelchen Slums. Überall Eselskarren und Millionen von Menschen, die auf der Straße herumlaufen. Wir versuchen, ungefähr die Richtung nach Gizeh, zu den Pyramiden beizubehalten. Zum Glück sind diese ja nicht gerade klein.

Wir versuchen unser Wüstenschlafplatz-Glück in Richtung Fayum. Leider nur Autobahn und keinerlei Hügel oder Berge, hinter denen man sich verstecken könnte. Die Sonne verschwindet langsam hinter dem Horizont und die Zeit wird knapp. Wir wollen schließlich noch sehen, wo wir das Zelt aufbauen. Wir finden einen Parkplatz mit einer kleinen „Erste-Hilfe-Station“ des Roten Halbmondes. Wir fragen einfach, ob wir unser Zelt hier aufbauen dürfen und die Jungs haben nichts dagegen.

Olaf hat sich den Zeh gestoßen und blutet etwas. Endlich können die Sanitäter mal Ihr Wissen anwenden. Olafs Zeh wird ca. 2 Stunden lang mit irgendwelchen Salben und Tinkturen versorgt. Jochen und ich versuchen derweil, auf unserem mickrigen 50DM teuren, Israelischen Campingkocher ein Süppchen zuzubereiten. Der Wind hat scheinbar etwas dagegen. Die Araber bitten uns in Ihre Station, wir dürfen dort weiterkochen. Wir bekommen noch einen Salat und Tee serviert und dürfen das Klo benutzen.

Wirklich sehr nett, die Jungs. Plötzlich fällt der Generator aus. Die Sanitäter haben leider keine Taschenlampen und wir leihen Ihnen unsere. Während Sie den Generator zerlegen, gehen wir zu Bett. Jochen und ich ins Zelt, Olaf ins Auto. Alle zwei Sekunden donnert ein Riesen-LKW vorbei und es hört sich jedes Mal so an, als ob der gleich übers Zelt fährt. Ich schlafe relativ gut, in Jochens Bauch rumpumpelt es und Olaf schläft auch schlecht.

Freitag, 26.07.96

Was für ein Tag. Nach dieser schrecklichen Nacht an der Autobahn fahren wir nach Kairo, Pyramiden gucken. Dort angekommen wollen alle nur das eine: „Geld, Geld, Geld“ ! „Bakschisch?“ Sie ziehen uns den letzten Pfennig aus der Tasche – Geld hier, Geld da. Wir besichtigen die Pyramiden, machen unfreiwillig eine Führung mit, landen in einer Papyrusfabrik (wir Deppen!). Millionen von Kindern laufen uns hinterher, wir haben unsere Hüte im Auto vergessen, schwitzen, können nicht mehr laufen. Ein Araber auf einem Kamel verfolgt uns und will fotografiert werden: „Madam, Madam, just one picture of me and the camel infront of the pyramids..“ und stellt sich in Pose. Alle wollen irgendwas. Olaf jammert leise vor sich hin, auf zur großen Cheops-Pyramide. Unerträglich Hitze. Ich bekomme einen

Schwächeanfall und will nur noch raus hier, reiße mich aber irgendwie zusammen.

Wir klettern den 1m hohen, ca. 60Grad aufsteigenden Pyramidengang hoch und landen in einer absolut leeren Kammer in der seit Jahren nicht mehr gelüftet wurde. Nur noch weg hier – Geld ist sowieso alle – Hotel suchen – Klimaanlage – Fernseher, Schlafen!

Wir finden ein Hotel – 10DM die Nacht inkl. Kakerlaken – egal, erst mal 2 Stunden schlafen.

Alle haben Hunger – unserer westlichen Dekadenz folgend keimt in uns der Wunsch nach einem BigMac – wir wollen zu McDonalds. Wie immer eine blöde Idee – 2 Stunden fahren Olaf und Jochen durch die Hölle und fluchen dabei wie die Rohrspatzen. Wir finden den Scheiß-Laden nicht, überall McDoof-Schilder aber kein McDoof. Durch die Slums, über Hochbrücken, unterdurch, über den Nil, wieder zurück.. Wir richten uns nach der Sonne und finden nach 2 Stunden einen „Wimpy“-Burger und erklären den zum adequaten Ersatz. Wir schlagen uns die Bäuche voll und wundern uns ein wenig, das die Hamburger hier auf echten Porzellantellern serviert werden. Jetzt das Hotel finden. Die Suche beschäftigt uns dann noch einmal 2,5 Stunden, da wir einmal falsch abgebogen sind...

Einmal von der 4-spurigen Straße runter (die natürlich 12-spurig genutzt wird) und schon stehen wir in einer Ziegenherde. Endlich finden wir den Weg. Olaf ,hinterm Steuer, kann nicht mehr reden und flüstert nur noch unverständliche Worte, verlangt nach seiner „BUM-BUM“-Musikkassette und dreht voll auf (oder ab?). „Da, da, das Hotel!“ Der Pförtner will die Schranke nicht öffnen, will irgendeinen Wisch sehen. Olaf schreit den Mann an „WE HAVE A ROOM HERE!!“ und prompt werden wir eingelassen. Jochen: „Schlafen, schlafen, schlafen“. Olaf regt sich derweil noch ein bischen auf „kann doch echt nicht angehn, die sind doch alle nicht ganz dicht hier“.

Ich will nach Hause – überall diese Tiere – Kakerlaken, Wanzen, Flöhe. Ich nehme irgendein Anti-Insekten-Zeug und träke das ganze Zimmer, das Bett und mich selbst damit. Schlafen.

Samstag, 27.07.96

Wir wollen ins Ägyptische Museum. Olaf pennt wie ein Baby, ist nicht wachzubekommen. Wir haben es doch eilig, für das Ägyptische Museum brauchen wir bestimmt einen ganzen Tag. Jochen und ich treten Olaf ins Bad. Diesmal sind wir schlauer und nehmen ein Taxi. Kostet nur 8 Pfund und wir erreichen stressfrei das Ziel. Ehrfurchtsvoll stehen wir vor dem Museum und sind hochmotiviert, uns jetzt endlich der Kultur hinzugeben. Nach nicht einmal 10 Minuten schlendern wir schon recht lustlos umher (wir Banausen!), suchen nach der berühmten Tut-Ench-Amun-Maske und keiner traut sich zu sagen was alle denken – wir finden es ziemlich langweilig und schlecht gemacht hier. Es gibt Räume, da Stapeln sich die Mumien regalweise übereinander. Wer hier nicht Ägyptologe ist, muß sich schon sehr dafür interessieren. Irgendwann spricht es dann einer aus: „irgendwie ziemlich langweilig hier, oder?“ – der Rest stimmt erleichtert zu und wir beschließen, eine kühle Limo trinken zu gehen. Wir beschließen, uns bei der Deutschen Botschaft über die Sicherheitslage in Mittelägypten kundig zu machen - wir wollen wissen, ob die dazu raten, den Nil entlang Richtung Luxor zu fahren.

Ein Taxifahrer verlangt für die Fahrt zur Botschaft 50 Pfund, wir vereinbaren mit einem anderen Fahrer 5 Pfund, obwohl auch das schon reichlich überteuert ist. Die Botschaft ist eigentlich geschlossen, aber die netten Jungs lassen uns trotzdem rein. Weiterhelfen können sie uns allerdings nicht so recht, sie wissen auch nicht, ob das gefährlich ist, meinen aber, eher ja. Wir bekommen eine Telefonnummer in Kairo, da sollen wir abends noch mal anrufen, da würde sich dann einer melden, der das weiß.

Zurück zum Hotel. Wir versuchen uns Getränke aufs Zimmer kommen zu lassen. „Ja ja, kein Problem..“ – Nichts klappt – Olaf ruft noch mal bei der Rezeption an und versucht denen unsere Zimmernummer mitzuteilen – ohne Erfolg. Jochen geht nach unten. Eine halbe Stunde

Später kommen die Getränke – zwar nicht die Bestellten, aber egal.

Jochen und Olaf schlafen den ganzen Nachmittag, Jochen bis in den Abend hinein. Um halb sieben ist dann auch Jochen wach und wir beschließen, etwas essen zu gehen.

Wir gehen ins hoteleigene Restaurant.. Kein Kellner traut sich so recht, uns zu bedienen. Auf den Servietten sind zwei gekreuzte Raketen mit einem Lorbeerkranz drumherum abgebildet.

Aus dem Fenster des Restaurants ist das Rollfeld eines Militärflugplatzes zu sehen. Langsam dämmert es uns – wir sind wohl in einem „Armeeeigenen“-Hotel abgestiegen - sind wir deshalb die einzigen ausländischen Gäste? Die Kellner sind wohl keine Touris gewohnt und sprechen wohl auch nur Arabisch. Deshalb sind die wohl auch etwas schüchtern..

Gestenreich versuchen wir zu verdeutlichen, dass wir „Mjamm-Mjamm“ wollen, bis sich die Tische biegen. Wir bekommen 3 Limo und ein Glas, Huhn, Salat, Reis und gehackte Leber.

Olaf findet sein Huhn „gnubschich“. Wir fahren noch einmal zum nahegelegenen Flughafen , verhandeln ein wenig mit der Autovermietung wegen der Reifen und Olaf und ich telefonieren. Olaf will schon wieder wissen, wann der nächste Flug nach Barmstedt geht, weil er zu Heike muß. Die beiden bauen gerade ein Haus und Olaf hält es nicht mehr aus.

Jochen und ich beschließen, Ihn des Nächtens zu kastrieren.

Das Telefonat mit der Botschaft ergab ein eindeutiges „lieber nicht“, also beschließen wir, in die Libysche Wüste zu fahren und uns die Oasen anzusehen.

Sonntag, 28.07.02

Jochen fährt durch Kairo. Mal wieder ! Nochmal zum Flughafen – Olaf muß unbedingt zu Haus & Heike. Umbuchen kostet 150DM – wird also vorübergehend verworfen.

Also, erst mal auf in die Libysche Wüste – wir finden den Weg (fast) auf Anhieb. Übung macht den Meister. Die Landschaft ist zunächst ziemlich öde – platt, Sand, Steine – die ganze Zeit Bahnschienen neben uns, überall von den Schienen gekippte Wagons, die langsam vor sich hinrosten. Kilometerweit kein Mensch zu sehen nur eine Kamelherde.

Olaf hat unglaublich schlechte Laune. Wir erreichen Bawiti, den Hauptort der Oase Baharia und suchen das Hotel „Alpenblick“, das unser Reiseführer so angepriesen hat. Das „Zimmer“, das wir nehmen ist ein Loch mit einer Art Doppelbett und einem Ventilator.

Draußen ein Waschbecken.

Bevor wir uns häuslich niederlassen können, werden wir in eine Pinte verfrachtet und treffen dort ein paar Araber, die alle erstaunlich gut Englisch sprechen.

Jochen und Olaf trinken ihr erstes Bier in Ägypten. Das Essen ist mehr schlecht als recht, aber oasentypisch.

Wir werden von den Leuten eingeladen, einen Videofilm über die nahegelegene „weiße Wüste“ zu sehen und sitzen auch schon in einem Jeep. Wir fahren zu einem der Araber nach Hause und sind erstaunt, das wir von seiner Frau auf Deutsch begrüßt werden. Sie ist Berlinerin und lebt seit 2,5 Monaten in Ägypten. Sie erzählt begeistert von der Umgebung und wir beschließen, eine Tagestour durch die Wüste zu machen. Am gleichen Abend werden wir noch einmal in einen Jeep verfrachtet und zu einer heißen Quelle gefahren um dort zu baden. Unser Fahrer siffelt vergnügt an seinem Bier während er, mal mit Licht, mal ohne durch die Wüste bügelt.

Die Quelle ist leider schon besetzt und es wir flugs ein Lagerfeuer gemacht und Tee gekocht.

Das Wasser dafür kommt natürlich aus der Quelle und schmeckt stark nach Eisen. Dieses Wasser färbt alles braun und es ist fast unmöglich, sich damit zu waschen. Aber im Tee fällt das ja eh nicht auf.

Der Tee wird auf dem offenen Lagerfeuer gekocht und die Situation ist so romantisch, das sie schon fast kitschig wirkt.

Jochen, Olaf und die Araber tütern sich einen an. Dann ist die Quelle frei und wir stürzen

uns ins vermeintliche Vergnügen. Das Wasser ist so heiß, dass der Kreislauf nicht ganz mitspielt und uns ganz anders wird. Wir bleiben lieber nicht zu lange im Wasser. Dann wieder zurück ins „Alpenblick“. Wir sind hundemüde und in unserem Loch ist die Luft so schwer, das man kaum atmen kann. Olaf und ich schlafen besch..., Jochen wie ein Baby.

Montag, 29.07.96

Fliegen in der Nase, in den Ohren, auf den Lippen – überall Fliegen. Olaf starrt vor sich hin, unbeweglich – nur ab und zu ein verzweifelter Schlag auf seine Nase, auf der sich zum 1000sten Mal eine Fliege niedergelassen hat. Ich ziehe mir verzweifelt den Schlafsack über den Kopf, aber es ist nicht mehr an Schlaf zu denken. Nur Jochen schläft und schläft und schläft. Nachdem dann der Herr beschlossen hat aufzuwachen, streckt er sich wohlig „ uaaaa, was hab´ich gut geschlafen...“. Olaf und Ich würden Ihn dafür am liebsten erwürgen. Wir machen uns mit unserem Führer Badri auf zu unserer geplanten Wüstentour. Mit unserem eigenen Auto, weil billiger. Es fängt ganz harmlos an, wir kaufen ein paar Sachen ein und fahren los. Auf einer Asphaltstraße wohlbemerkt.

Bis Badri auf eine Piste zeigt, die von der Straße abzweigt und Olaf anweist, dort abzubiegen.

Und das Auto ? „No problem, no problem..“ Also bügeln wir mit unserer 60PS Automatik-Reisschüssel durch die „schwarze Wüste“. Jetzt wird’s spannend - die Karre setzt ein paar Mal auf – was soll´s...

Wir kommen etwas verunsichert aber heil wieder auf der Straße an. Naja, Straße ist etwas übertrieben, plötzlich löst sich der Asphalt auf und wird zu einer steinigen Piste. Wir biegen zweimal von dieser „Straße“ ab, um, kleine Dörfer zu besichtigen. Die Leute hier scheinen noch wie von hundert Jahren zu leben. Das einzige, was deutlich zeigt, dass der Tourismus auch schon bis hier vorgedrungen ist, sind die Kinder, die ungeniert nach Bakschisch fragen.

Ich tue so, als ob ich nichts verstehe, komme aber nicht drumherum, meine Haarspange an ein kleines Mädchen zu verschenken. Ich will Ihr noch zeigen, wie der Mechanismus funktioniert, aber Sie läuft sofort damit weg, weil Sie denkt, ich will Ihr das Ding wieder wegnehmen.

Aus einem Loch im Boden brodelt stinkendes Quellwasser – dieses Wasser benutzen die Leute hier für alles – waschen, kochen, trinken. Die Kinder sind schmuddelig und dreckig aber glücklich. Drei Frauen hocken über riesigen Waschschüsseln lächeln und wirken dabei etwas verschämt.

Weiter Richtung weiße Wüste – zunächst fahren wir durch bis zur nächsten Oase – Farafra.

Dort gibt es (mal wieder) eine kühle Limo für alle. Badri versucht Jochen die arabische Variante des „Backgammon“ beizubringen, Jochen zeigt sich etwas begriffsstutzig.

Weiter zu einer „kalten Quelle“. Wir stellen fest, dass das „kalte“ Wasser mindestens 30Grad „kalt“ ist. Ich gehe nicht ins Wasser, weil da so Stückchen drin schwimmen die aussehen

wie ...

Wir besuchen das Museum des örtlichen Kunstschaffenden, der Meister persönlich führt uns durch sein Reich und faselt die ganze Zeit von seinen Träumen und Phantasien.

Jetzt endlich in die weiße Wüste. Wieder „Offroad“ – Jochen fährt. Vor uns eröffnet sich eine wunderschöne Landschaft.

Leider ist der Film in der Kamera schnell voll, und wir können keinen Neuen finden im Gewühle unseres Autos.

Jochen fährt uns durch den Sand, vorbei an weißen Kalksäulen. Seine Augen sind weit aufgerissen, Speichel läuft Ihm aus den Mundwinkeln und sein Kopf wackelt rhythmisch hin

und her. Er hängt mit der Nase an der Windschutzscheibe, sieht irgendwie total exstatisch aus

und fühlt sich wohl wie ein Rennfahrer. Macht echt Spaß. Wir suchen nach „Wüstenblumen“, Jochen behauptet, eine 2cm lange Schlange gesehen zu haben, es ist aber nur eine 10cm lange Echse.

Zurück in Baharia sind wir todmüde, Olaf nörgelt schon wieder, das er nach Hause muß und bekommt „eins mit der Plattschaufel“ angedroht. Wir schlafen alle relativ gut.

Dienstag, 30.07.96

Heute wollen wir es bis zur dritten Oase, Dakhla schaffen. Vorher zeigt uns Badri noch die Gärten von Baharia. Von einem Hügel aus sehen wir zum ersten Mal die enorme Ausdehnung des Palmenwaldes.

In der Mitte der Gärten ein Reisfeld. Es ist heiß hier, viel heißer als im Sinai. Nach einem letzten Teechen bei Badri zuhause brechen wir auf. Bis kurz vor Dakhla ist die Fahrt relativ langweilig. Ich fahre. Plötzlich muß ich anhalten – eine riesige Sanddüne hat sich auf die Straße geschoben. Da, wo mal die Straße war nur noch tiefer, weicher Sand. Ha, da lachen wir doch drüber – schließlich sind wird schonmal Offroad gefahren mit der Karre.“ Los Barbara, gib Gas!“ Ich, etwas unsicher: „ist das denn auch der richtige Weg – kann man das Teil nicht vielleicht umfahren??“ – „Ach was – kein Problem – gib Gas !“ – Ich fahre hundert Meter zurück und gebe Vollgas. Die 60PS der Reisschüssel tun, was sie können aber nach einigen Metern im Sand kommt was kommen musste – wir stecken fest ! Ha- kein Problem – kurz anschieben, dann geht das schon wieder. Wir schieben, buddeln, schieben, buddeln, schieben, buddeln – nichts passiert. Olaf und Jochen beschließen, unsere Luftmatratzen als Sandbleche zu benutzten – es dauert nicht lange, da hängen diese in großen Fetzen von den Reifen während sich das Auto keinen Zentimeter bewegt hat.

Ein paar zufällig vorbeikommende Araber bemerken unser Unglück – grinsen dümmlich und ziehen weiter. Ich klettere auf eine Düne und bewundere die Farben, die die mittlerweile untergehende Sonne in den Wüstensand malt, während die beiden Herren Steine suchen, um unter dem Auto eine neue Straße zu bauen. Wir überlegen schon, ob wir das Zelt aufbauen und hier übernachten, da kommen plötzlich ein Dutzend Araber mit Ihren Eseln vorbei – vielleicht haben die, die vorhin noch so gegrinst haben doch irgendwo Bescheid gesagt? Ich muß die Esel festhalten, Jochen geht ans Steuer und Olaf und die 12 Araber schieben. Zentimeter um Zentimeter kommt der Wagen vorwärts, eine riesige Staubwolke hüllt uns ein. Schließlich ist es geschafft und wir haben jede Menge „Staub gefressen“. Wir bedanken uns artig bei den Arabern und verteilen eine Stange Zigaretten an unsere Helfer. Völlig verdreckt kommen wir in Dakhla an, finden ein Hotel, lassen uns etwas zu Essen bringen und schlafen ein.

Mittwoch, 31.07.1996

Olaf hat Geburtstag und schon wieder total schlechte Laune. Weil Ich fürchterlichen Durchfall habe, können wir uns nicht allzu weit fortbewegen. Wir besorgen für Olaf extra einen trocknen Keks mit einer Kerze drauf, der aber starrt nur den ganzen Tag vor sich in.

Jochen und ich besichtigen Nachmittags einen Grabhügel. Ein leicht gestörter Araber zeigt uns ein paar mumifizierte Leichen. Wieder im Hotel können wir Olafs Genörgel nicht mehr ertragen und beschließen. Ihn in Luxor rauszuschmeißen. Er kann sein Glück, endlich nach Hause zu Haus & Heike zu dürfen gar nicht fassen und bekommt sofort bessere Laune. Wir würden Ihn am liebsten töten. Ob das hier legal ist?

Donnerstag, 01.08.1996

Wir fahren nach Luxor. Die Straße ist fürchterlich. „Egyptian asphalt“..!

Überall Schlaglöcher. Olaf muß zur Strafe die ganze Zeit fahren. Wir sind reichlich angesäuert und reden nur das Nötigste mit Ihm. Das er ein Haus baut, wusste er vorher, warum ist er dann überhaupt mitgekommen?

Auf der ganzen Strecke überholt uns ein Auto, ansonsten sehen wir keinen Menschen.

Irgendwann wird die Straße besser – wir kommen ins Nil-Tal. Plötzlich: alles total grün,

Wasserbüffel, Lehmhütten mit Strohdach. Wir nähern uns Luxor.

Wir müssen mit einer Fähre über den Nil.

Auf der Fähre ist die Hölle los. Ein Kind fängt an, unser Auto zu putzen. Als es fertig ist, geben (wir Deppen) ihm ein Bakschisch. 10 Sekunden später fängt das nächste Kind an, unser Auto zu putzen. Wir verlangen, das es damit aufhört – einmal Putzen reicht schließlich. Es lässt sich jedoch nicht beirren und putzt weiter mit seinem Nilwasser-getränktem Lappen. Wir haben Angst, von der Brühe Bilharziose zu bekommen... Dann tränkt der kleine Junge den Lappen mit Benzin um die Teerreste von den diversen aufgeweichten Straßen von unserem Lack zu entfernen und behauptet steif und fest, auf der Tür sei ein 50 Piaster-Fleck gewesen. Wir geben auch Ihm ein kleines bischen Geld. Alle wollen was. Eine Reihe neben uns steht ein Pickup auf der Fähre – beladen mit einer Ägyptischen Großfamilie – die auf der Ladefläche ausgelassen irgendetwas feiern. Der Vater zwingt Jochen ein Gespräch auf und lacht uns die ganze Zeit mit seinen braun-weißen Zähnen an. Ständig versucht jemand, etwas zu verkaufen, unser Auto verschwindet in einer Menschentraube. Ich bekomme Panik, Jochen lächelt verwirrt und Olaf hebt hilflos die Schulter. Endlich ist die Fähre am anderen Ufer. Ein netter Araber bietet uns an, uns zum Flughafen und zu einem Hotel zu bringen. Wir fahren zum Egypt-Air-Büro und Olaf kauft sich ein Ticket - Luxor-Kairo für 200DM. Dann fahren wir zur Bank. Da wir unsere Finanzplanung auf drei Personen abgestimmt haben und es keine Geldautomaten gibt, will Olaf uns noch etwas hierlassen.

Ein schwieriges Unterfangen aber nach einer Stunde ist auch das geschafft.

Das Hotel ist für unsere Verhältnisse luxuriös und eigentlich zu teuer. Egal – essen, schlafen !

Nur den netten Typen von der Fähre werden wir irgendwie nicht los – er will uns morgen auch noch das Tal der Könige zeigen und mit uns nach Assuan kommen. Wir verabreden uns für den nächsten Tag um 10.30h mit Ihm. Olaf verabschiedet sich noch kurz, ohne ein Wort der Entschuldigung und ward nicht mehr gesehen. Schlafen !

Freitag, 02.08.96

Wir warten bis 11h auf unseren Begleiter, den Sabbelkopp und sind froh, als wir ohne Ihn losfahren können ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben. Er wäre sicher noch aufgetaucht, vermutlich mit mindestens einstündiger Verspätung. So sans, die Araber. Wir brechen also auf in das Tal der Könige. Wieder müssen wir die Fähre nehmen. Der kleine Junge von gestern ist wieder hier und hat gleich ein paar Kumpies Bescheid gesagt. Jetzt putzen 3 Kinder an unserem Auto rum, andere strecken uns irgendwelchen Ramsch und Nippes durch die geöffneten Fenster entgegen. Ständig schnorrt irgendjemand eine Zigarette von Jochen, selbst die Kinder wollen Zigaretten, kriegen aber keine. Die kleinen Patschehändchen fummeln an unserem Handschuhfach rum. Ich falte die kleinen Biester gehörig zusammen und wir schließen die Fenster. Wir beschließen auf dem Rückweg einen Umweg in Kauf zu nehmen, der über eine Brücke führt. Im Tal der Könige erschlägt uns erst einmal eine riesige Preisliste – hier gibt es Tickets für jedes Tal einzeln.

Wir kaufen nur die, die fürs Tal der Könige gelten – soll laut unserem Guidebook die interessantesten Gräber haben. Es ist Mittagszeit und ca. 45 Grad heiß. Wir schwitzen wie die Tiere. In den Gräbern ist es relativ kühl. Aber die vielen

Treppen ! Bemalte Wände hier und da, das kleine Grab von Tut-ank-Amun ist eher enttäuschend. Unser Reiseführer dazu : „Ohne Verständnis für die Ägyptische Mythologie und die Philosophie, die hinter diesen Grabanlagen steht, sehen die Gräber aus wie bemalte Bergwekstollen“

Jochen bricht fast zusammen, lechst nach einer Limo und jammert die ganze Zeit. Ein Haufen Japaner rennt uns um. Wir knipsen ein paar Fotos. Auf nach Assuan.

Assuan selbst finden wir enttäuschend – keine schöne Stadt. Wir fahren über den kleinen Staudamm und glauben, es wäre der Große – egal, beide völlig unspektakulär. Wir finden ein Hotel – ziemlich speckig und das Klo so eng, das man bei sch.. die Beine anwinkeln muß. Wir unternehmen einen kleinen Ausflug in die Stadt. Alle wollen etwas verkaufen und/oder uns bescheißen. Jochen ist völlig genervt. Zurück im Hotel, wir sind müde, können aber nicht schlafen weil ständig der Strom ausfällt und dementsprechend die Klimaanlage nicht funktioniert. (Ja ja, wir haben halt immer etwas zu meckern..)

Es ist irre heiß, wir sehnen uns nach der angenehmen „Kühle“ des Sinai, sind aber trotzdem gut drauf und entspannt, weil wir Olafs Nörgelei nicht mehr ertragen müssen.

Samstag 03.08.96

Nach meinen obligatorischen 5-6 Klogängen am Morgen machen wir uns auf den Weg nach Abu Simbel.

Beiläufig finden wir dann den großen Staudamm, zahlen 6 Pfund Besichtigungsgebühr und müssen herzlich lachen. Wir kommen an einen Kontrollposten, der die Straße nach Abu Simbel versperrt. Dort macht man uns klar, das wir erst um 11h weiterfahren können, weil wir eine Eskorte brauchen. Um 11.30h erschein die Polizei und ein mit Maschinenpistole bewaffneter Araber in Zivil steigt zu uns ins Auto. Warum weiß keiner und aufgrund von Verständigungsschwierigkeiten kann uns das auch keiner erklären. Ich fühle mich unwohl – der Lauf der Maschinenpistole zeigt auf mich. Zum Glück legt der Typ die Waffe später etwas anders hin. Muß das??

Während der Fahrt beginnt ein angeregtes „Hände-Füße-Deutsch-Englisch-Arabisch-Gespräch“. Der Typ ist wirklich super nett, wir versuchen uns über unsere Familien und ähnlichen Quatsch zu unterhalten. Der Typ meint, Frauen sollten zu hause bleiben und nicht arbeiten und er versucht uns klar zu machen, das er Hitler total toll findet. Mit vorgehaltener Waffe zwingt er Jochen, eine seiner ekelhaften Ägyptischen Kleopatra-Zigaretten zu rauchen. Wir geraten in einen heftigen Sandsturm. Das ist wie bei Nebel mit unter 50m Sichtweite. Man sieht die Wüste nicht mehr und man sieht die Straße nicht mehr. Vor allem sieht man die Schlaglöcher in der Straße nicht mehr...

Der Sand prasselt gegen das Blech unseres Japaners und es hört sich an, als würde es das Auto die Lackierung kosten.

Abu Simbel ist wie leergefegt – kein Mensch weit und breit.

Der große Tempel ist faszinierend. Ein Tempelwächter mit einem riesigen Schlüssel taucht auf und will unsere Tickets sehn. Wir haben keine – vorne an der Ticketbude war keiner und wir sind einfach durchgegangen. Der Tempelwächter will uns nicht reinlassen, doch unser Begleiter „überredet“ Ihn mit etwas lauterer Stimme. Zur Strafe schaltet der Tempelwächter zunächst das Licht nicht an und wir bewegen uns ganz allein, im Lichtschein eines Feuerzeuges durch das weltbekannte Bauwerk. Ganz schön unheimlich, aber was für ein Erlebnis! Unser Beschützer ist mal kurz für kleine Polizisten und kaum ist der Lauf der Maschinenpistole nicht mehr in Sichtweite, kommt unser Tempelwächter angehumpelt und will Geld. Wir geben Ihm das Eintrittsgeld und bekommen dafür auch noch Schimpfe von unserem Captain, der mittlerweile wieder da ist. Dafür geht aber jetzt das Licht an. Wir laufen noch ein wenig am Ufer des Nasser-Sees auf und ab und brechen auf.

In Abu Simbel fällt der Strom aus, die Pumpe der Tankstelle funktioniert nicht. Also kein Benzin. 280km bis Assuan, der Tank halbvoll – na dann „no problem !“

Also fahren wir los, ich fahre und unser Captain vergewissert sich ungläubig, das ich überhaupt in Besitz eines Führerscheines bin. Wieder ergibt sich ein nettes Gespräch mit vielen kleinen Zeichnungen. Wir fahren, fahren, fahren – plötzlich fällt uns auf, dass der Tank schon bedrohlich leer ist. Bei 120km vor Assuan leuchtet zum erstenmal die rote Lampe auf. Noch Benzin für 40km?? 120-40=80 ??? Das wird knapp! Klimaanlage aus ! Wir fangen an zu schwitzen. Unser Captain schlägt sich wiederholt mit der flachen Hand gegen die Stirn und guckt uns mit diesem „was seid Ihr bloß für Idioten“-Blick an. Er murmelt fortwährend „sleep in Sahara, sleep in Sahara..“ Noch geht das Licht der Tanklampe an und wieder aus. Bei 80km vor Assuan leuchtet die Lampe konstant und unwiederbringlich rot. Das kann doch nicht. Jochen: „weiterfahren, einfach weiterfahren, yalla yalla – jeder Kilometer Richtung Assuan den wir fahren ist ein Kilometer weniger zu Fuß...“

Die Gespräche verstummen, alles starrt auf die Tankanzeige wie die Schlange auf das Kaninchen – womit fährt das Auto eigentlich noch?

Wir danken der Japanischen Autoindustrie für jeden Kilometer, den wir zurücklegen.

Unglaublich, aber wahr, wir schaffen es bis Assuan und fahren mit dem buchstäblich allerletzten Tropfen Sprit auf eine Tankstelle. Uff..

Für 10h abends verabreden wir uns mit unserem Captain. Im Hotel mal wieder Stromausfall, von den noch verbleibenden 2 Stunden bis 22h haben wir ca. 20 Minuten Strom. Wir gehen vorher noch etwas essen, das Essen lässt so lange auf sich warten, das Jochen zwischendurch los muß, um unseren Captain am vereinbarten Treffpunkt abzuholen. Wir trinken ein paar Stella-Bier und haben mächtig Spaß. Das Thema kommt irgendwann wieder auf Politik und unser Captain mal wieder „Hitler good, Hitler good“ und holt zu einem Hitlergruß aus. Jochen und ich reißen erschrocken seinen Arm runter „DON`T DO THAT !!“. Sie wissen´s halt nicht besser...

Dann gehen wir mit Ihm einen Nightclub am Nil. Arabische Musik – hier ist die Hölle los. Totale Party-Stimmung und wir die einzigen Europäer. Eine Bauchtänzerin und ein schleimiger Typ mit Pomade im Haar, der in ein Mikrofon jault. Jochen und ich müssen unser Debüt vor hundert johlenden Arabern auf der Bühne geben und ich glaube, jeden Moment in Ohnmacht fallen zu müssen. Egal – verkrampftes Lächeln aufgesetzt – es kennt uns hier ja keiner...

Um 2h schwanken wir in das Hotel zurück, verabschieden uns von unserem netten Polizisten und versprechen, Ihm zu schreiben.

Sonntag, 04.08.96

Wir fahren den ganzen Tag Auto. Nach Hurghada. Eine total langweilige Fahrt durch eine unspektakuläre Landschaft. Hurghada: Hotelburgen mit Zaun drumrum und eine hässliche, kleine Stadt. Wir nehmen ein Budget Hotel abseits der Neckermann-Burgen. Im Klo schwimmt eine tote Kakerlake.

Montag, 05.08.96

Weiter nach Ismalia. Wieder sitzen wir stundenlang im Auto.

Langeweile und diese „Rache-des-Pharao-Bauchkrämpfe“. Ismalia ist toll! Nett und sauber, keine Bakschisch-Jäger – kurz eine wirklich nette Stadt. Versehentlich betrügen wir einen Tankwart, der nicht rechnen kann. War aber keine Absicht!

Dienstag, 06.08.96

Frühstück in Ismalia:

Jochen: „ Two cup of tea please!“

Ober: “How many sugar?”

Ich: “One spoon for me, please.”

Jochen:”Three spoon, please.”

Resultat: 1 Tasse Mokka für mich und eine Tasse mit etwas Mokka angefeuchteter Zucker für Jochen – die spinnen, die Araber !

Wir fahren Richtung Alexandria und verfahren uns. Schließlich finden wir den Weg.

Nach langer Suche finden wir ein preiswertes Hotel und auf dem Weg dahin sogar ein Mc Donalds. Alle fahren wie die Geisteskranken, viel schlimmer als in Kairo. Das Verkehrsgewühl ist annähernd das gleiche, nur hier fahren alle 100 und sehr viel aggressiver.

Wir beschließen ein Taxi zur soeben entdeckten McDonalds-Filiale zu nehmen, wir müssen dem Taxifahrer den Weg dahin erklären – zum Dank dafür haut er uns übers Ohr.

Den Rückweg treten wir zu Fuß an, nach einigen Kilometern haben wir keine Lust mehr und rufen ein Taxi. Auch dieser Taxifahrer kennt sich nicht aus, trotz Visitenkarte des Hotels muß er einen Passanten fragen und der schickt Ihn in die falsche Richtung. Die spinnen, die Araber! Endlich im Hotel. Jochen macht sich an die nächtliche Getränkebestellung: „3 Fanta, 1 Cola – charge it on the room, please!“ Es kommen (obwohl Fanta verfügbar ist) 3 Bitter-Lemon und eine Cola – jeweils so verdreckt, dass man die Flaschen nur mit klopapier-umwickelten Fingern anfassen kann. Der Kellner fragt: „open bottles?“ Jochen:“Open one cola and one bitter lemon.“ Daraufhin öffnet der Kellner 3 Getränke und will das vierte wieder mitnehmen. Die spinnen, die Araber..

Mittwoch, 07.08.96

Jochen leidet Höllenqualen. Bauchkrämpfe, Diarröh, Schüttelfrost.

Das übliche dürftige Frühstück mit gechlorten Teechen. Eigentlich wollten wir uns heute ein bischen Alexandria angucken aber angesichts Jochens erbärmlichen Zustands.. Neuer Versuch: wir bestellen 2 Cola und 2 Bitter-Lemon (nach unseren gestrigen Erfahrungen sollte das ja wohl nicht soo schwierig sein), wir bekommen 2 Cola und 2 Fanta...

Jochen verbringt den Tag zwischen Klo und Bett. Mir ist langweilig, ich habe nichts mehr zu lesen..

Gegen Nachmittag wagen wir dann einen kleinen Spaziergang um mir etwas zu lesen zu kaufen, ohne Erfolg. Wir werden erstaunlich wenig angesprochen.

Zurück im Hotel – Jochen krampft, mir ist langweilig. Ich habe Hunger !

Wir brechen also noch mal auf und schaffen es bis um die nächste Häuseecke – dort drehen wir gleich wieder um. Wir sind wieder mal die einzigen Ausländer und wir werden von allen Seiten angestarrt (zumindest haben wir das Gefühl), einige Araber pfeifen hinter mir her. ALLE Araber rufen „Hallohallo“ und es ist nicht möglich, hier in Ruhe etwas zu essen, ohne das einen dabei 1000 Leute anstarren. Jochen: „ich will keine Grillstube, wo mir bei jedem Bissen zugesehen wird“ – Ich: „Für was anderes haben wir nicht genug Geld dabei!“ Ich bin mürrisch, weil ich Hunger habe und lege mich im Hotel schmollend aufs Bett und will ihn meinem ganzen Leben nie wieder etwas essen. Jochen schmollt weil ich schmolle und rennt schon wieder zum Klo.

Er überredet mich dann doch noch, mit dem Taxi in die Stadt zu fahren. Neben McDoof gibt es ein Kentucky Fried Chicken – das wird Jochens geschundene Eingeweide auch nicht so überfordern...

Der Hinweg normal, das Essen so, wie man es von KFC eben kennt – ein bischen wenig vielleicht. Auf dem Rückweg: der Taxifahrer findet mal wieder das Hotel nicht, blickt zu einem Straßenschild hoch und fährt in eine Menschenmenge. Egal, er setzt kurz zurück und fährt einfach weiter. Wahrscheinlich unser Glück, sonst hätten die uns noch gelyncht.

Dann wieder eine missglückte Getränkebestellung und wir fragen nach einem Kugelschreiber – der Typ an der Rezeption fängt an, uns eine Rechnung zu schrieben. Nein, wir wollen jetzt nicht abreisen, wir wollen nur einen Kugelschreiber – die spinnen, die Araber !

Jochen hat Fieber.

Donnerstag, 08.08.96

Nachdem Ich die ganze Nacht wachgelegen habe, um zu sehn, ob Jochen noch lebt, können wir tatsächlich bis 10 Uhr schlafen. Jochen geht es besser, kein Fieber mehr, nur etwas zittrig auf den Beinen. Wir wollen uns heute endlich mal in Alexandria umsehen.

Erst zum Römisch-Griechischen Museum, mäßig interessant dann in die Katakomben – die wiederum fanden wir sehr spannend. 3 Stockwerke und total verzweigt. Ein Taxi bringt uns zum Fort Kait Bey.

Der Taxifahrer bescheißt uns und wir können nichts dagegen tun, weil er sich einfach weigert, uns das Wechselgeld wiederzugeben. Das Fort ist ganz nett aber noch viel besser ist die Aussicht von dort aus. Wir besuchen das benachbarte Aquarium – für 1 Pfund Eintritt bekommt man viele tote Fische zu sehen, die Rückenschwimmen in total verdreckten Aquarien üben – die spinnen, die Araber. Im Taxi zum Hotel bestehen wir auf das Taxameter, das am Ende 4,60 Pfund zeigt. Der Typ will aber 7 Pfund. Von wegen – Jochen streitet mit Ihm und gibt Ihm schließlich 5 Pfund.. Abends gehen wir essen, ein riesiger Berg – nicht als das angepriesene Chicken identifizierbar, aber lecker. Leider hat es durchschlagende Wirkung bei uns beiden gezeigt. Wir bummeln durch die Gassen und suchen Bücher oder Zeitschriften für mich, hören ungefähr 100x „Madam, I Love you!“ von irgendwelchen 10jährigen. Eine dieser Mistkröten grapscht mir im Vorbeigehen an den Hintern. Ich drehe mich um und zeige Ihm den Mittelfinger. Da gibt man sich Mühe und zieht sich, im Gegensatz zu vielen Ägypterinnen übrigens, anständig an (=lange Ärmel, bedeckte Beine, kein Ausschnitt) und trotzdem so was. Mannmannmann...

Freitag, 09.08.96

Jochen geht’s wieder schlecht. Brechdurchfall die ganze Nacht. Und nichts bleibt uns erspart!

Wir brechen auf um uns El Alamain anzusehen. Auf den Straßen mal wieder Chaos. Ich fahre.

Ich biege um eine Ecke und kann gerade noch einem toten Esel ausweichen, der – alle Viere von sich gestreckt – wohl schon seit Wochen aufgedunsen in der prallen Sonne mitten auf der Straße liegt. Na, das hätte eine Sauerei gegeben. So ist das überall hier – am Straßenrand tote Kamele, Ziegen, Schafe, Hunde..

80km hinter Alexandria, welches wir in unserem Leben nie wieder betreten wollen, holt Jochen gedankenverloren seinen Brustbeutel aus dem Handschuhfach „Barbara – wo sind eigentlich unsere Pässe?“ Der Schrei, der daraufhin aus Jochens Kehle kommt, klingt nicht mehr menschlich „ Diese Idioten! Ich Idiot! Das kann doch nicht wahr sein -dreh sofort um!“.

Jochen schleudert den Brustbeutel wütend nach hinten – nie wieder wollten wir in diese Stadt... Also, den ganzen Weg zurück. Jochen wimmert leise vor sich hin, die Bauchkrämpfe werden auch wieder schlimmer. Der Typ im Hotel entschuldigt sich vielmals. Naja, war ja nicht nur seine Schuld, wir hätten ja auch drauf achten können.

Jetzt fahren wir direkt nach Kairo und, oh Wunder, wir verfahren uns kein einziges Mal. Mitten im Stadtverkehr – auf einmal schreit Jochen „Da, der hat ´ne Kuh im Taxi !“. Tatsächlich, auf einer vierspurigen Brücke steht ein Taxi, davor eine tote Kuh und aus dem hinteren Fenster des Wagens schaut ein Kalb hervor. Die spinnen, die Araber. Aber schön, wieder in Kairo zu sein. Wir finden auf Anhieb den Weg zu unserem fast schon heimatlichem Militär-Hotel. Nach einem Abendessen mit, wie sollte es anders sein, falschen Getränken, begeben wir uns auf unser Zimmer. Morgen reisen wir ab und müssen um 4 Uhr aufstehen. Wir beschließen, nicht auf den Weckruf der Rezeption zu vertrauen (die können ja nicht mal Getränkebestellungen richtig ausführen) und wir beschließen abwechselnd Nachtwache zu halten. Es ist jetzt 1.30h. Meine „Schicht“ hat um 1h angefangen und ich habe jetzt schon Mühe, die Augen aufzuhalten. Jochen hatte wohl ähnliche Probleme. Als er mich gegen 1h geweckt hat, starrte er mich mit geröteten, streichholzdazwischengeklemmten Augen an. Ich gucke Jochen beim Schlafen zu. Durch die letzten Tage ist er bis auf die Knochen abgemagert.

Mittlerweile ist es 3h, ich bin todmüde. Jochen ist nachher bestimmt nicht wachzubekommen.

Ich bin gespannt darauf ob um 4h der Weckruf der Rezeption kommt. Ich möchte fast wetten, daß nicht.

Weit gefehlt – der Weckruf kommt – sogar zwei Mal ! Jochen wird wach. „Schon vier?“ und sieht mich mit Glubschaugen an. Er geht ins Bad und aus seinem Kulturbeutel krabbelt eine Monsterkakerlake...

Auf Wiedersehen Ägypten, bis zum nächsten Mal...