Mit dem Opel auf dem Landweg nach Ägypten

08.06.02

Es geht los mit Mordgelüsten meinerseits gegen Jochen. Als er sagt, wir fahren um 4.ooUhr morgens los, denke ich an einen Scherz. Um 3.20Uhr am 8.6. rüttelt Jochen mich mit den Worten „aufwachen, Schatzi – wir müssen los !“ wach. „Bist Du bekloppt ??? Wir haben vier Wochen Zeit für unsere Fahrt und wir müssen wirklich um 4.00 Uhr morgens los??“ Wir müssen...

Wir rappeln uns auf, schnelle Dusche, 10x Kontrolle : ist auch alles aus? Und los gehts.

Der Erste Teil der Reise verläuft unspektakulär. Wir fahren über Hannover, Magdeburg, Leipzig, Dresden, Prag und Bratislava nach Ungarn. Ich bin todmüde...

Wir beschließen einen „kleinen“ Umweg an den Plattensee zu machen – soll ja mal das Mallorca der ehemaligen DDR gewesen sein.

Gegen Abend kommen wir dort an und machen uns auf die Suche nach einer Unterkunft. An vielen Privathäusern hängt eine deutschsprachige „Zimmer frei“ Aufforderung und wir entschließen uns (nach kurzen Preis/Leistungsvergleich mit dem örtlichen Hotel), einer dieser „Aufforderungen“ folge zu leisten. Zimmereigentümer ist ein auf 8m Entfernung nach Sprit stinkender, alkoholisierter Almöhi mit einer „ich nix sprechen Deutsch – meine Mann Scheffe!“ -Frau und einem kläffenden kleinst-Köter. Aber sauber ist´s ! Wir gehen an der „Flaniermeile“ direkt am Strand lecker essen und schauen uns kurz um, damit wir sagen können, dass wir mal am Balaton waren. Wir sehen an diesem Abend allerdings nur Ungarische Touristen und/oder „Zimmerfrei“-Zimmereigentümer und gehen, unsere Erwartungen nicht bestätigt sehend, zu Bett.

09.06.02

Heute fahren wir durch Ungarn, alles etwas schleppend, über die Landstraßen – es ist schon abzusehen – die Erfahrung (auch aus vorherigen Reisen) zeigt: egal wie oft man es sich vornimmt, nicht Nachts durch Rumänien zu fahren – es passiert doch immer wieder !

Nachts durch Rumänien zu fahren ist für uns ein Alptraum. Man ist die ganze Zeit hochkonzentriert, da auf den unbeleuchteten Straßen immer wieder plötzlich Hindernisse auftauchen: metertiefe Schlaglöcher, Esel, Ziegen oder Bauern, die Nachts um 3 Uhr Ihre Kühe an einem Strick mitten auf der Straße spazieren führen. Und wenn einem ein Auto entgegenkommt, dann garantiert mit nicht eingestelltem Abblendlicht. Und wenn einmal beides gleichzeitig kommt – Blendwirkung und Kuh ... Ganz zu schweigen, von den Gerüchten über Kriminalität – wir haben gehört, dass des Nachts ganze LKW-Ladungen verschwinden, weil sich irgendwelche Straßenräuber als Polizeikontrolle verkleiden und dann die Lastwagen ausrauben. Ob das wirklich so ist oder wieder nur eines dieser „der-wilde-Osten“- Märchen sei mal dahingestellt – es beschleicht einen immer wieder ein mulmiges Gefühl bei Nachtfahrten. Und bezeichnend ist, dass unterwegs sämtliche Parkplätze für Transit-LKWs entweder eingezäunt oder zumindest bewacht sind.

Na ja, wir werden sehn – wir näheren uns in Erwartung der aufwendigen Rumänischen Einreiseformalitäten der Grenze – unserer Erfahrung nach ein einziger „Budenzauber“.

(„Budenzauber“ deswegen, weil überall kleine Buden aufgestellt sind, an denen man gegen Gebühr einen kleinen, abgestempelten Zettel bekommt. So muss man z.B. durch eine Pfütze mit Dreckwasser fahren, ein paar Euro zahlen für diese „Desinfektion“ und bekommt einen neuen Zettel. An der nächsten Bude muss man Veterinär-Steuer bezahlen, usw.)

Wir sind total enttäuscht – wie, kein Visum mehr?? Nur noch von A nach B fahren? Wie, kein Auto-Auseinandergenehme? Keine Pfützen? Einfach rüber und gut? Schade...Jochen schickt mich extra noch mal los zu einer der Buden, um nachzufragen, ob es WIRKLICH keine Zettelchen gibt. Gibt es nicht...Die Frau am Zoll interessiert sich mehr für unsere Reise als für unser Gepäck – hinter uns wird die Schlange immer länger und Sie fragt uns in gutem Deutsch nach den Straßenverhältnissen in Ägypten, sie habe ja schon mal einen Bericht im Fernsehen gesehen und plaudert und plaudert. Wir müssen Ihr versprechen, auf dem Rückweg noch einmal diese Grenze zu nehmen um zu berichten, wie es denn war.

Wir fahren durch Rumänien. Noch ist es hell und die Straßen sind weitestgehend Ok. Nervig sind die Dörfer. Anfangs bremse ich in jedem Dorf ab. Das erweist sich allerdings als sehr problematisch, da einem dann ständig ein Rumäne in seinem Dacia (ein Renault 14 Lizenzbau) oder ein TIR-LKW an der Stoßstange klebt oder mitten im Dorf zu einem riskanten Überholmanöver ansetzt. Später fahre ich dann, wie alle, mit 120 durch die Dörfer – man soll den Verkehr ja auch nicht aufhalten. Es wird Abend und es wird Nacht. „Guck mal, da hinten blitzt das, da kommt ein Gewitter“ sag ich zu Jochen. “Blödsinn !“, sagt er.

Die nächsten 5 Stunden blitzt und donnert es um uns herum, als würde die Welt untergehen. Zum Glück scheinen wir dem Unwetter hinterherzufahren und geraten nicht in das Auge des Hurrikans. Wir kämpfen jedoch mit den Zerstörungen, die das Unwetter hinterlassen hat. Da die Landstraßen in Rumänien zu einem großen Teil aus Alleen bestehen, liegt alle 300m ein Teil eines Baumes auf der ansonsten stockfinsteren Straße. Wir sehen zig Bäume, die einfach vom Blitz „gesprengt“ wurden. So etwas haben wir vorher noch nie gesehen. Wir fahren Slalom zwischen den Baumtrümmern, die auf der Straße liegen. Das Wetter hat für uns nur einen einzigen Vorteil: es ist so schlecht, das die Leute aufgehört haben, auf den dunklen Straßen Ihre Kühe spazieren zu führen.

Schließlich kommt, was kommen musste – ein Baum liegt quer auf der Straße. Drei Rumänen stehen davor und diskutieren. Links und Rechts der Straße stehen die Wiesen meterhoch unter Wasser – kein vorbeikommen. Wir überlegen kurz, den Baumriesen mit unsrem Frontera beiseite zu ziehen, überlegen noch einmal und beschließen, lieber einen Umweg von ca. 100km in Kauf zu nehmen, als unsere Kupplung zu opfern !

Im nächsten Dorf setzt Jochen dann noch kurz unsere Leben aufs Spiel. Der Sturm hat eine Hochspannungsleitung umgeweht, die Leitung hängt an der tiefsten Stelle ca. 1,80m über der Straße und nur eine Vollbremsung kann verhindern, dass die Benzinkanister auf unserem Dach gegrillt werden...

10.06.02

Früh am Morgen erreichen wir dann reichlich gerädert die Bulgarische Grenze. Jetzt dürfen wir endlich durch eine Pfütze fahren. Ich kann die Augen kaum noch offen halten. Jochen fährt auf einen bulgarischen TIR-Parkplatz und wir schlafen erst mal 2 Stunden im Auto. Als ich aufwache, fühlen wir uns wie ausgekotzt. Jochen kotzt, weil wir noch nicht in Istanbul sind, also sind wir den ganzen Tag aus- bzw. angekotzt. Wir verfahren uns, alles dauert. Es stinkt nach Sprit. Kann das? Jetzt schon? Es kann! Es pütschert aus dem Benzinschlauch in der Nähe des Tanks. Jochen versucht mit Panzerband und Kabelbindern das Loch zu flicken, doch nach einer Stunde hat das Benzin das Panzerband weitgehend aufgelöst.

Wir finden einen Fordhändler, der ersetzt den Schlauch in Nullkommanix. Als wir fragen, was er dafür bekommt, zuckt er mit den Achseln. Wir geben im 20EUR, er ist glücklich, wir sind glücklich, alle sind glücklich! Ford, die tun was ! Irgendwo auf der Straße - das Highlight des Tages: eine tote Schlange !

Wir beschließen in Istanbul zu nächtigen (so wir es denn erreichen). Ich habe trotz dieser Nacht wieder Hoffnung, den Trip zu überleben.

Dann endlich naht die Türkische Grenze. Hier ein Zettel für uns, da einer fürs Auto – das alte Spiel. Schließlich befinden wir uns auf einer dieser wunderschönen, dreispurigen, meist menschenleeren türkischen Autobahnen (von denen sich Deutsche Autobahnen in vielen Fällen drei Scheiben abschneiden könnten) und fahren nach Istanbul.

Wie herrlich ! Nach einigem Gemaule meinerseits („Ich will nach Hause!“) und Jochens unerschütterlichem Optimismus („Schnickschnack, in einer halben Stunde sind wir im Hotel“)

haben wir es geschafft: das Hotel in Istanbul ist schnell gefunden, wir nehmen das „Budget“-Hotel, das Jochen im März schon einmal zusammen mit seinem Volkshochschul-Türkischkurs bewohnt hat. Abendessen in einer Grillstube – untermalt von dem Imponiergehabe eines Deutsch-Türken (mein Haus, mein Boot, mein Auto) – danach ins Bett und schlafen, schlafen, schlafen....

11.06.02

Heute morgen haben wir auf Anhieb alles erledigen können, was wir uns vorgenommen haben. Wir sind mit einem Taxi zum geschlossenen Basar und haben eingekauft. Ganz wichtig: die Eheringe ! Da man als unverheiratetes Paar in arabischen Ländern (und auch schon in Anatolien) nur schwer ein Hotelzimmer bekommt und wir unsere „Eheringe“ zuhause liegen lassen haben, haben wir uns beim Schmuckhändler um die Ecke billige Silberinge gekauft und uns flugs „verheiratet“.

Dann noch schnell eine neue Knopfbatterie vom Uhrmacher, da meine Uhr den Geist aufgegeben hat. Taxi zurück zum Hotel (der Taxifahrer hat versucht zu bescheißen – Vorsicht bei allen Taxis am Basar – immer Taxameter einschalten lassen oder wieder aussteigen !)

und Aufbruch Richtung Ankara und weiter quer durch Anatolien nach Adana.

Eine recht angenehme Fahrt. Schöne Landschaften, Berge, Blumenwiesen. Gegen Abend wird es nerviger. Milliarden von LKWs, schlecht zu überholen auf den kurvigen Straßen.. 70km vor Adana wird die Straße zum Glück wieder zur, wie sollte es anders sein, mehrspurigen Autobahn. Wir fahren nichtsahnend auf der äußersten, linken Spur durch die Dunkelheit als plötzlich ein wahnwitziger Türke auf die linke Spur springt und wie wild mit den Armen fuchtelt. Jochen steigt in die Bremsen und zieht über drei Spuren auf die Standspur herüber, auf der ein qualmender Tanklastzug steht. Die Elektrik hinter dem Führerhaus brennt, die sich langsam auflösenden Hydraulikleitungen zischen und ächzen bedenklich und neben dem Tanklastzug stehen 2 leere Feuerlöscher. Schnell wühlen wir unseren Feuerlöscher und sämtliche Wasserflaschen heraus, drücken sie dem gestikulierendem Fahrer in die Hand und gehen vorsichtshalber schon mal in todesmutigen 100m Abstand in Deckung. Ein brennender Tanklastzug, das ist doch mal was Neues! Ich überlege fieberhaft, ob der Sicherheitsabstand im Falle einer Explosion wohl ausreicht, na ja – da sollte man wohl eher 10km weit weg sein.

Glücklicherweise kann der Fahrer den Brand mit Hilfe unseres Löschers und des Wassers löschen und die Erleichterung ist auch Ihm und seinem Beifahrer anzumerken.

Die Nacht verbringen wir in Adana im ersten Hotel, das wir finden.

12.06.02

Nach Genuss des hoteleigenen Frühstückbüffets fahren wir in Richtung Latakia/Hatay. Von dort aus weiter in Richtung Syrische Grenze. Wir nehmen (wie schon einmal zuvor) den Grenzübergang Yaladag – ein wirklich netter, kleiner Grenzübergang – wir sind völlig alleine auf der Fahrt durch atemberaubende Berglandschaft und plötzlich, mitten in der Pampa, die Grenze. Der Übergang ist winzig - man ist meist der einzige Reisende, das Personal ist nett und wir wurden sogar wiedererkannt: „have you been here two years ago?“. Vor zwei Jahren, auf einer ähnlichen Reise, hatten wir genau hier ein nettes Erlebnis: wir fahren durch ein kleines Dorf in den Bergen in Richtung Grenze. Vor einem der Häuser an einem Tisch sitzen Männer und spielen Karten. Einer der Männer sieht uns, springt in sein Auto, überholt uns kurz vor der Grenze, sprintet zum Grenzerhäuschen, streift sich seine Uniform über und begrüßt uns mit einem freundlichen „Passport !“

Auch auf der Syrischen Seite sind die Grenzer nett, kostet aber eine Stange Geld. 60EUR für eine KFZ-Haftpflichtversicherung. Haha! Als ob die was nützen würde, wenn uns eine dieser Monstertrucks die Klippen herunterdrückt ! Ein kleiner Schock – auch hier kostet das Benzin 0,60EUR. Das wird uns das letzte Geld aus der Tasche ziehen.

Essen fällt aus, es gibt Kekse zum Abendbrot, wo es die doch schon zum Mittagessen gab.

Ich bin erstaunt über die Kleidung der Mädchen in den Städten und auch auf dem Land. Während ich in Sack und Asche herumlaufe, um auch ja keinen Arab vor den Kopf zu stoßen, präsentiert sich die weibliche Jugend in knallengen Jeans und Spaghetti-Shirts. Soviel zu den Sitten im islamischen Syrien.... Klar, man sieht auch mal total verschleierte Frauen, aber in Maßen. Syrien ist schnell geschafft.

Die Jordanische Grenze ist eine schöne Grenze. 1,5 Stunden „Budenzauber“ mit äußerst zuvorkommenden, englischsprechenden Budenmenschen.

Nun wollen wir endlich etwas Essen!! Auf der Gegenseite der wirklich hervorragenden Autobahn erleuchtet eine Raststätte nach der anderen die Wüstennacht. Jede größer, besser und bunter als die Vorherige. Auf unserer Seite sieht das leider ganz anders aus...Uns knurrt der Magen. Endlich Licht am Horizont. Eine Mini-Raststätte, wir halten! Die Betreiberfamilie springt vom einzigen Tisch auf und räumt in Windeseile ihr eigenes Abendessen beiseite um Platz für uns zu schaffen. Eine Familie von „Exiltürken“, ausgesprochen nette Leute – alle stürzen sich in die Küche, um ein fürstliches Mahl für uns zu bereiten. Der Grill wird angeschmissen, das Huhn geschlachtet. Knapp 2 Stunden späten, wir dösen schon am Tisch, kommt das Essen. Nd das ist wirklich ausgezeichnet! Jochen beeindruckt mich mal wieder mit seine Türkischkenntnissen, die Familie auch.

Weiter geht’s. Es ist bereits (mal wieder) mitten in der Nacht. Ein für uns gänzlich neues Land und wir sehen rein gar nichts. Ich finde die Fahrt sehr anstrengend. Rechts und links stockduster, die Autobahn schwarz und ein Haufen Katzenaugen, die die Fahrbahn markieren. Rote, Grüne, Blaue. Ich sehe nach einiger Zeit nur noch Katzenaugen und habe das Gefühl, auf einer Landebahn zu fahren. 100km vor Aqaba versuchen wir erfolglos auf einem Parkplatz zu übernachten – erfolglos, weil jedes Husten oder Rascheln unsererseits mit dem Gekläffe von mindestens einem Duzend wilder Hunde quittiert wird. Mit Rücksicht auf die Stimmbänder der Hunde und den Schlaf der hier ebenfalls nächtigenden LKW-Fahrer fahren wir schließlich auch noch die letzten 100km nach Aqaba. Wir stellen uns an den Straßenrand und schlafen erst mal, bis uns die Tageshitze weckt.

13.06.02

Gleich um Acht sind wir am Fähranleger aufgeschlagen, wo bereits die Hölle los ist. Wir haben das Glück, einen Offizier zu finden, der sich unser annimmt. Er schleust uns an den kilometerlangen Warteschlagen einfach vorbei und erledigt alles für uns. Er hat ein eigenes Büro und ganz, ganz viele wichtige Stempel für die man mit Sicherheit normalerweise ganz schön laufen muss. Nur bezahlen müssen wir noch selbst, und das ist – wie bereits alles bisher – einfach nur schweineteuer (Fähre).

Im unbelüfteten Bauch der Fähre besteht die Luft zu 90% aus dem Kohlenmonoxid der LKW-Motoren. Die LKWs werden einer nach dem andern rückwärts auf die Fähre gelotst, die PKWs müssen auf 10 qm im Bauch der Fähre wenden. Alles ein heilloses Chaos. Die Fähre selbst würde mit Sicherheit keinen ADAC-Test überstehen – die Rettungsboote sind – selbst für das Laienauge erkennbar – nicht mehr zu bewegen – in den Tiefen der Schiffsdecks sickert Wasser aus der Decke und die Toiletten – no comment ! Ich werfe ein paar Pillen gegen Übelkeit ein...

Die Fährüberfahrt dauert 4 Stunden. Der Landweg über den Südzipfel Israels (Eilat) wäre wesentlich schneller und billiger machbar, allerdings lassen einen die Syrer mit Israelischem Stempel im Pass nicht wieder einreisen. Was bleibt uns also übrig...

Die Schifffahrt ist öde und lang. Beim Einschiffen in Aqaba haben wir uns von einem Araber einen Kugelschreiber geliehen und den Araber dann nicht mehr wiedergefunden bzw. wiedererkannt. Jochen versucht, den Kugelschreiber wieder dem rechtmäßigen Besitzer wiederzugeben. Kugelschreiber sind hier schließlich Mangelware! Er rennt also übers ganze Schiff und drückt ihn allen möglichen Leuten in die Hand. Diese sind dann zwar freudig überrascht von soviel Großzügigkeit unsererseits, lehnten dann aber stets ab – wissend, nicht die rechtmäßigen Besitzer zu sein.

Jochen hat sich dann irgendwann auf den Boden gesetzt, erschöpft vom Kugelschreiber-Marathon und ist an Ort und Stelle eingeschlafen- war lustig anzusehen.

Beim Ausparken aus dem Bauch der Fähre nur noch 2% Sauerstoff und 98% Kohlenmonoxid.

In Ägypten beginnt dann der richtige Budenzauber ! Ich habe mittlerweile den Überblick verloren. Hier ein Zettel, da bezahlen – auf jedem der Zettel braucht es mindestens drei Stempel, für jeden Stempel sind 3 Mann zuständig - hier ´ne Unterschrift, da noch ein Stempel - dann alles Gepäck raus aus dem Auto. Müssen übrigens alle, die hier ankommen, so dass ein Pulk von Menschen auf einem riesigen, überdachten Areal zwischen Autos, Koffern, Taschen und Kindern wartet. Ein Riesentrubel.

Ein netter Polizist kümmert sich um uns und beschafft uns mindestens die Hälfte aller nötigen Stempel und Unterschriften.

Das ganze dauert mittlerweile 4 Stunden. Endlich dürfen wir unser Gepäck wieder einpacken (wollte natürlich dann doch keiner mehr sehen, war Feierabend..) und nach einer weiteren Stunde und Zahlung der hohen Ägyptischen Einreisegebühr (offiziell wohl zu zahlen zur Kompensation der niedrigen Spritpreise) bekommen wir dann endlich unsere Ägyptischen Nummernschilder ausgehändigt. Wir befestigen diese mit einem Stück Wäscheleine über den Deutschen und können nach einer letzten Passkontrolle das Hafengelände verlassen. Geschafft ! Das ganze Prozedere hat 5 Stunden gedauert. Wir fahren die letzten 30 Kilometer (so wie die Jahre zuvor) nach Basata, einer Art Campingplatz am Roten Meer.

Stolz wie Oskar, es geschafft zu haben – MIT DEM EIGENEN AUTO IN ÄGYPTEN!!!

Auf dem Weg nach Basata fallen uns viele leerstehende Hotels und Camps auf – viele Hotel-Neubauten werden wohl auch einfach nicht zuende gebaut. Die haben wohl sehr wenig Touristen hier. Kann am 11. September liegen, ist allerdings auch der heißeste Monat hier – absolute Nebensaison. Schade nur wegen der Bauruinen – die verschandeln die schöne Landschaft. Man hat vielleicht versucht, ein zweites Hurgharda zu bauen – wirklich schade um den Sinai !

Basata ist trotzdem recht gut besucht, ca. 20 Personen, Schweizer, Südafrikaner, Araber und Israelis. Eine kurze Beschreibung von Basata:

Basata besteht aus ein paar Bambushütten am Strand und einem überdachten „Bambus-Areal“, das vollkommen arabisch mit niedrigen Tischen und urgemütlichen Sitzkissen eingerichtet ist. Es gibt mehrere Gaskocher, auf denen man sich selbst Mahlzeiten oder heiße Getränke zubreiten kann (einzige Bedingung: hinterher Geschirr abwaschen) und es gibt mehrere Kühlschränke voller Softdrinks. Jeder nimmt sich was er braucht und trägt sich auf einer Strichliste ein – bezahlt wird bei der Abreise. Ein schwarzafrikanischer Bäcker zaubert in der Campeigenen Bäckerei morgens leckere Käsebrötchen und mittags Pizza – jeweils bei Bedarf auf der Strichliste einzutragen. Jeden Abend wird ein gemeinsames Abendessen angeboten – im täglichen Wechsel entweder frisch gefangener Fisch (z.B. in leckerer Tahina-Sauce = wird aus Sesamöl hergestellt) oder vegetarisch-arabisch-lecker.

Das schönste an Basata ist jedoch der feinsandige Strand und das Korallenriff direkt davor – mit Millionen von bunten Fischen – ein Schnorchlerparadies – ach was, das Paradies schlechthin!

Wir kommen rechtzeitig zum Abendessen. Danach schnell Zelt aufbauen im Dunkeln und endlich, endlich auf den Luftmatratzen vor dem Zelt liegen, mit dem Füßen im Sand spielen und in den fantastischen Sternenhimmel gucken. Zum Schlafen im Zelt ist es selbst Nachts zu warm – es ist sogar zu warm für den Schlafsack, erst morgens um 4 Uhr kann man so langsam mal hineinkriechen...

14.06.02

Heute morgen stellen wir bereits fest, das wir nicht so recht herumlungern und stillsitzen können. Wir beschließen, zum sog. Coloured Canyon zu fahren – eine enge Schlucht mit wunderschönen, bizarren Felsformationen. Der Weg dorthin erfordert ein Allrad-Fahrzeug und die Geländetauglichkeit unseres Opel muss schließlich unter Beweis gestellt werden !

Wir freuen uns wie die Kleinkinder auf unsere erste Offroad-Fahrt. Die Strecke macht dann auch wirklich Spaß. Die Abzweigung zur Piste führt zunächst durch ein Minenfeld – links und rechts der Straße ist der gefährliche Bereich eingezäunt und meistens grast hinter diesem Zaun ein Kamel. Ein Minensuch-Kamel?

Das Auto klappert und scheppert, bei 4-Rad-Antrieb knirscht das Getriebe erbärmlich, als ob es sich jeden Moment in seine Einzelteile zerlegen will. Egal, wir geben Gas!

Am Eingang zum Canyon steht eine Limo-Bude, dort gibt es erst mal eine lauwarme Cola und einen Plausch mit 2 Arabs. Einer scheint geistig etwas zurückgeblieben und der andere ist total bekifft und haut uns erst mal um Drogen und Alkohol an.

Dann wagen wir den Abstieg in den Canyon. Der Weg ist eine Tortour. In der Mittagshitze - natürlich – steigen wir in den Canyon, der uns viel halsbrecherischer erscheint als beim letzten Mal. Oder sind wir einfach nur älter geworden? Man muss sich zum Beispiel unter einem Stein durchzwängen, der einmal von oben auf den Canyon gefallen ist. Nichts für Dicke ! Am Ende des Canyon, kurz vor dem Aufstieg, wieder Colabuden – leider nicht besetzt. Der Aufstieg raubt mir dann den letzen Atem – die Hitze unter meiner Mütze kocht mein Gehirn zu Brei und ich bekomme hämmernde Kopfschmerzen. Oben angekommen lassen wir uns dann gerne von einem Colabudenbesitzer für 20 Ägyptische Pfund zu unserem Auto (auf der anderen Seite des Canyons) zurückfahren und trinken dann dort mit dem Fahrer und den bekifften Jungs noch eine Art Kräutertee (richtiger Tee war aus...) – hoffentlich war da nichts drin...

Der Bekiffte versichert, man könne danach schon noch Autofahren und wir nippen höflich an dem Gebräu. Irgendwie bin ich der Meinung den Bekifften gestern auf der Aqaba-Fähre herumtorkeln und die Leute dumm anmachen gesehen zu haben. Jochen hat Ihn dann gefragt, und er hat das so vehement abgestritten („das war wohl einer aus meiner Familie, wir sehen uns doch alle so ähnlich...“) , das wir Ihm kein Wort glauben.

Auf dem Rückweg nehme ich das Steuer in die Hand. Zumindest kurzzeitig. Nach diversen Aufsetzern und einer 60Grad-Schrägabfahrt mit Beinahekippen unseres schmucken Fahrzeuges überlasse ich es dann Jochen, uns sicher nach Hause zu bringen. Dann noch ein kurzer Schnorchelgang am Strand von Basata. Wir sehen einen Rotfeuerfisch (ähnlich giftig wie eine Kobra) in 20cm Wassertiefe und bekommen einen gehörigen Schrecken. Einige Meter weiter toben Kinder ohne Taucherflossen an den Füßen im Wasser. Wenn die versehentlich auf so einen Fisch treten, dann gute Nacht !

Gleich gibt es Essen...

15.06.02

Eines der Highlights für uns im Sinai ist das Schwimmen mit einem wilden Delphin. Dieser wird in einem kleinen Dorf von den Fischern gefüttert und kommt, wenn er Lust hat. Es ist wirklich faszinierend, neben dem Tier zu tauschen und mit ihm Kreise zu schwimmen.

Heute suchen wir nach ihm, er will uns aber einfach nicht mit seiner Anwesenheit beglücken.

Dafür klettern 20 Kinder auf unserem Auto herum, schmieren irgendwelche Sauereien in den Dreck und drücken Ihre Patschehändchen auf unsere Scheibe.

Abends fahren wir nach Dahab – vor drei Jahren noch eine Sand-Fußgängerzone mit ein paar Hippie-Kneipen, heute eine richtige Flaniermeile a la Mallorca. Wenig Touris, Mädels in superknappen Top oder Bikini, Männer in Shorts – natürlich. Das hat unser Beinahe-Araber-Herz doch etwa schmerzen lassen. Aber angesichts des reichhaltigen Essen-Angebotes und eines kühlen Stella-Bieres bzw. einer kühlen Cola sind wir besänftigt. Ein netter Ausflug!

Wir schlafen wieder unter freiem Himmel und Jochen wird durch das markschütternde Geschrei eines dicken Arabers geweckt, der 20m neben uns nächtigt. Hat wohl schlecht geträumt..

16.06.02

Heute morgen haben wir früh unsere Zelte abgebrochen – auf geht’s in die Libysche Wüste.

Die Strecke dahin – quer durch den Sinai, durch den Suez-Kanaltunnel und über Kairo – haben wir überraschenderweise schnell geschafft. Nur behindert durch eine dieser lästigen Kairodurchquerungen - natürlich haben wir (wie schon so oft zuvor) die richtige Auffahrt auf die „Ringroad“ verpasst und müssen mittendurch durch den Molloch. Aber – wie schon tausendmal vorher hat uns unser „50cent-aber-mindestens-1000Euro-wert“-Spielzeugkompass aus dem Gewühl gelotst. Die andere Sache, die uns etwas aufgehalten hat, war ein 2 stündiger Tankstopp an der letzten Tankstelle vor der Oasenstraße. Die Araber-Zapfsäule war kaputt und tankte mit ungefähr 1ml in der Minute unser Auto und unsere Kanister voll. Jetzt, nach ca. 380km Fahrt durch die Wüste sind wir in Bawiti, dem Hautort der Oase Baharia. Endlich ein Bett und ein Klo – schnell benutzbar gemacht mit 3 Liter Kampf-Sagrotan. Schööön !

17.06.02

Jochen hat heute morgen bis in die Puppen gepennt. Ich war um halb sieben wach und konnte nicht mehr schlafen. Doof eigentlich – das Zimmer war trotz fehlender Aircondition wohl temperiert. Ausgiebiges Frühstück und dann in die „City“ – einkaufen. Tausende von Kindern schreien „Hallo“, hüpfen dabei auf- und ab und winken. Theoretisch kann man auch einfach winkend durch die Oase fahren und dabei ein Band mit „Hallo, Hallo“ laufen lassen. Wir wollen unbedingt Oliven, bekommen aber keine. Auto noch mal voll tanken und ab in die Wüste. Wir überwinden 2-3 Polizeiposten mit wie immer freundlich grinsenden Polizisten und fahren 140km auf der asphaltierten Oasenstraße - vorbei an atemberaubenden Landschaften – in Richtung der noch atemberaubenderen „Weißen Wüste“. Diese hat Ihren Namen von den bizarren weißen Kalkfelsen, die die Erosion im Laufe der Jahre zu bizarren Figuren geschliffen hat. Wenige Kilometer bevor die weiße Wüste beginnt, liegt auf der linken Seite, direkt an der Straße, der sogenannte „Crystal Mountain“ – ein Berg, der vollständig aus Kristallen zu bestehen scheint. Leider nimmt wohl jeder Tourist, der hier vorbeikommt, den einen oder anderen Zentner Gestein mit und so erscheint uns der Felsen nicht mehr ganz so spektakulär wie beim Ersten Besuch. Nach 3km abseits der Straße fahren wir uns fest – klar! Die Sandbleche helfen uns wieder raus aus dem Schlammassel – 3. Offroadversuch...

Der Erste war im Sinai, auf dem Weg zum Colored Canyon – festgefahren. Der zweite Versuch war eine simple Sandwehe auf der Straße – festgefahren. Bis dahin fehlte uns offensichtlich die Erfahrung...

Zurück zur weißen Wüste. Wir kampieren unter dem pilsförmigen Felsen, der in jedem Reiseführer abgebildet ist, kochen uns ein Teechen und fühlen uns wie Rüdiger Nehberg.

Unerschrocken, todesmutig, abenteuerlustig und mit allen Wassern gewaschen kochen wir ganz wild-life-like unser Teechen in der wilden, unerbittlichen, heiß flimmernden Wüste bei ca. 65 Grad im Schatten. (Welcher Schatten ?) Wir sind schon Helden ! Und unser Heldentum wird belohnt durch diese atemberaubend schöne Landschaft – weiße Felsformationen in feinstem Sand. Wir sind tief beeindruckt und fühlen uns großartig. Den Dreh mit dem fahren auf Weichsand haben wir mittlerweile aus raus, uns kann nun nichts mehr passieren...

Irgendwann müssen wir unserem unerschütterlichen Fahrzeug dann wegen Überhitzung eine Zwangspause können und kehren zurück auf die Straße. Von dort aus – ich fahre wieder – beschließen wir, diese Sanddüne vom letzten Mal zu suchen, an der man so viele Wüstenblumen (Lava-Steine in Blumenform) findet. Zwei Meter hinein in die Wüste und ich fahre uns hoffnungslos fest. Die Sandbleche müssen her – die Kiste röhrt und pfeift aus allen Löchern – der Motor kocht und ächzt – aber schließlich kommen wir frei. Danach dann leider doch nicht mehr zur Düne, aber wir picknicken noch schön im Schatten eines Kalkfelsen und fahren zurück. Eben waren wir essen – ganz fürstlich. Getrübt wurde die Mahlzeit nur von einem hartnäckigen Guide, Museumswächter, Farmer, Lehrer und Spinner in einer Person, der uns zappelnd und zuckend in miserabelsten Englisch das gesamte Essen über genervt hat und uns unbedingt irgendeine Tour und einen Tee bei Ihm zu Hause aufschwatzen wollte. Morgen wollen wir relaxen und uns die Oase anschauen. Für übermorgen haben wir uns die 380km lange Strecke zur Oase Siwa vorgenommen. Dorthin gab es einmal eine Asphalt-Straße, diese ist aber zu großen Teilen nicht mehr benutzbar – man muss also größtenteils neben der Straße fahren. Der Chef unseres Camps hat uns angeboten, einem seiner Fahrzeuge zu folgen, das 4 Touristen nach Siwa bringen soll. „Fahrt lieber im Konvoi – wenn Ihr da liegen bleibt, dauert es ein paar Tage, bis Euch einer findet...“ Wir waren überredet ! Aufgrund der Nähe zu Libyschen Grenze braucht man zum Befahren der Strecke eine Sondergenehmigung vom örtlichen Militär - auch die hat uns unser Camp-Chef Ahmed für uns organisiert. Inschallah hält unser Opel durch...

18.06.02

Der Tag vor der „großen Sahara-Durchquerung“. Heute haben wir es uns richtig gut gehen lassen. Ich habe immerhin bis 8 Uhr, Jochen bis ca. halb 10 geschlafen. Dann Frühstück und wieder „aufs Sofa“ und lesen. Um 14 Uhr wird Jochen dann langsam hibbelig und fängt an zu nerven. Dabei war er derjenige, der diese „Auszeit“ vorgeschlagen hat. Wir räumen das Auto auf und fahren in „die City“, kaufen bei 10 verschiedenen Händlern Reiseproviant ein und stellen fest, das alle exakt da gleiche Sortiment anbieten – nur keine Oliven..

Wir fahren ein wenig durch die Oasengärten und kehren dann zu unserem Camp zurück. Mittlerweile ist ein zweiter Tourist eingetroffen – ein Kanadier, der gerade aus Hongkong kommt, wo er ein Gastsemester Jura studiert hat. Wir kommen mit Ihm ins Gespräch und unterhalten uns eine Weile, als plötzlich ein handtellergroßes Monstrum von Spinne durch den Raum läuft und mit ca. 100km/h die Wand heraufklettert. Jochen und der Kanadier springen auf, um sich das „Kalb“ genauer anzusehen und Jochen ruft erstaunt: „Ist die groß !!“ „I´ve never seen anything like this before !” freut sich auch der Kanadier und das Monstrum verschwindet über die Mauer. Jochen ist sehr einfühlsam: „15cm ? Quatsch – mindestens so (und breitet die Arme aus) – und Haare hatte die zwischen den Augen!“. Danke, Jochen ! Mein Konstrukt bricht zusammen. Ich habe während meiner vier vorherigen Ägytenreisen nie eine Spinne gesehen, deren Größe auch nur im geringsten an meine Schmerzgrenze heranreichte – aber so etwas – unfassbar. Und ich dachte ( nein ich glaubte fest daran) in der Wüste gäbe es keine Spinnen...

19.06.02

Was für ein Trip! Wir sind heute nach Siwa gefahren. Früh aufstehen, schnell frühstücken und los. „Wait“, ruft der Kellner, „he will come with you“ und deutet auf einen schüchternen jungen Mann. „Der soll uns wohl den Treffpunkt mit dem anderen Jeep zeigen“ denken wir, aber als dann der junge Mann mit 4 Flaschen Wasser einer Thermoskanne angeschleppt kommt und es sich auf dem Beifahrersitz bequem macht, wird uns klar, dass er uns nach Siwa begleitet. Ich grummele und schmolle, da hatte ich keinen Bock drauf und Jochen windet sich auf dem Fahrersitz in Krämpfen, weil die Rache des Pharao mal wieder durchschlägt. Das kann ja gemütlich werden...

Wir warten eine Weile an einer Straßenabzweigung, dann kommt der andere Geländewagen – ein Toyota Landcruiser - und fährt voraus. Die ersten 100km der Strecke sind relativ gut befahrbar, nur der Fahrer des Toyota will uns wohl beweisen, was für ein „Wüstenfuchs“ er ist und fährt wie ein Geisteskranker – teilweise mit 120km/h, das ist angesichts der immer wieder plötzlich auftretenden, metertiefen Löcher ein absoluter Wahnsinn. Wir halten tapfer mit und nutzen Ihn als „Lochdetektor“. Die Quittung für seine Angeberei folgt auf dem Fuße – nach 80km platzt Ihm der erste Reifen. Als er den Reifen wechselt, macht sich bei uns ein kleines bisschen Schadenfreude breit – 2 weitere Reifen hat er noch. Wir erinnern uns grinsend an die Worte von Ahmed, den Chefs des Camps „Was, nur einen Reservereifen habt Ihr dabei? “

Nach kurzer Fahrt ist auch Reifen Nummer zwei platt und wir holen die Kamera raus..

Es dauert ein wenig, bis der Reifen gewechselt ist und nach ca. 1.5 Stunden Fahrt, wie zu erwarten, ist meine Blase dermaßen voll, dass ich zu platzen drohe. Rechts und links von uns das absolute Nichts. Kein Hügelchen, hinter das man sich hocken kann. Jochen sagt, ich solle vor das Auto pinkeln und ich weigere – ich strecke den Arabern im Toyota doch nicht meinen blanken Hintern entgegen. Na ja, 10Minuten hin – und herüberlegt und irgendwann geht’s nicht mehr anders.

Wir fahren weiter, die „Straße“ wird immer schlechter. Ein absolutes Waschbrett, wenn man darauf fährt, kommt man ins Schleudern; die Reifen berühren kaum die Straße vor lauter Rütteln und Schütteln. Also wird die nächsten 100km neben der Straße gefahren und diese dient lediglich als Wegweiser. Wir erreichen einen kleinen, palmenbestandenen Salzsee mit viel Grün drumrum, ca. 1km von der Straße entfernt. Wir wollen hier picknicken und müssen durch ein Weichsandfeld. Wir fahren uns zum ersten mal fest, der Fahrer des Toyota freut sich heimlich (Rache ist süß...). Er hat mittlerweile den dritten (und letzten...) Ersatzreifen aufgezogen und der verliert Luft.

Die Leute aus dem Toyota helfen uns raus, wir tasten uns bis zum Seeufer vor und kochen uns auf unserem Gaskocher ein Teechen. Die anschließende Rückfahrt zur Straße wird eine Katastrophe. Jochen und der andere Fahrer buddeln sich alle 10m hoffnungslos im Sand ein – unsere Sandbleche müssen her und der Klappspaten erweist uns nützliche Dienste. Wir buddeln, graben und schieben was das Zeug hält und bekommen schließlich beide Wagen auf festen Untergrund. Unser Opel ist völlig überhitzt, die Kupplung stinkt verbrannt, aber er hält durch. Weiter über Stock und Stein, es schüttelt und rüttelt, es scheppert und wackelt. Die Nächste Hürde ist eine große Sandwehe mitten auf der Straße. Oberhalb der Düne steht eine kleine Holzbaracke – ein Militärkontrollposten im nirgendwo. Etwa 150m Weichsand sind zu überwinden, und das bergauf. Beide Fahrzeuge setzen zurück und geben Vollgas. Irgendwie schaffen wir es ca. 15m weiter als der Toyota, bevor auch wir wieder feststecken. Wieder erweisen sich die Sandbleche und der Spaten als unentbehrlich. Nacheinander, Sandblechlänge um Sandblechlänge, werden die beiden Autos aus dem Sand gehievt. Glück auch für den Toyota, das wir die Dinger dabeihatten. Der stünde ansonsten heute noch da. Oben angekommen kochen uns die Soldaten, die übrigens kräftig mitgeschoben und gebuddelt haben, erst mal einen Tee.

Der Rest der Strecke ist wieder einigermaßen erträglich und irgendwann erreichen wir dann Siwa.

Das ist wohl die erste Reise, auf der sich alle Ausrüstungsgegenstände als unverzichtbar erwiesen haben. Man lernt halt dazu.

Lediglich das Auto schwächelt ein wenig auf Sand (ein paar PS mehr wären schon etwas..), macht sich aber ansonsten gut.

Wir finden ein Hotel und als wir unsere Klamotten aus dem Auto Laden, kommt der Kellner aus dem kleinen Restaurant gegenüber mit einem Tablett angerannt. Auf dem Tablett eine Cola und eine Fanta für uns und ein freundliches „Welcome to Siwa“.

Jetzt sitzen wir in einem für ein Ägyptisches Budget-Hotel ausgesprochen netten und sauberen Zimmer mit einem sauberen Klo für nur 3,50 EUR die Nacht. Frühstück gibt es zwar nicht, dafür das nette, kleine Restaurant mit dem netten Kellner direkt gegenüber.

20.06.

Heute morgen hatten wir ein absolut unschlagbares Frühstück in dem kleinen Restaurant (der Chef heißt Abu und wird LacLac genannt) gegenüber unserem Hotel. Das Frühstück war wirklich fantastisch – Pfannkuchen, frische Säfte, Banane mit Honig - nur liegt der überdachte Außenbereich des Restaurants direkt neben einer Hühnerschlachterei – Geräuschkulisse wie folgt: „quäk, quäk, Messerwetzen, kurzes Zappeln in einer Plastikwanne, Stille, nächstes Hühnchen“ – irgendwie traurig, aber nach dem dritten Huhn haben wir uns daran gewöhnt.

Nach dem Frühstück sind wir aufgebrochen, um Siwa unsicher zu machen. Zuerst haben wir uns einen Grabhügel angesehen, den sogenannten „Mountain of the Dead“ – einige Gräber aus verschiedenen Zeitaltern, unter anderem auch aus pharaonischer Zeit. Einige Gräber enthalten Mumien und sind mit einer Eisentür verriegelt, der sehr netter Wächter hat für uns aufgeschlossen und wir konnten die Mumien hautnah begutachten. Zuerst waren wir die einzigen Touristen am Grabhügel aber plötzlich tauchte unsere Toyota-Besatzung und begrüßte uns freudig. Der Wächter hat uns dann in seiner Wohn-Grabhöhle noch einen Tee gekocht – wirklich sehr nette Leute hier. Leider stößt zum Tee auch ein offensichtlich uneingeladener „Ich-hab-doch-sooon-tolles-Teppichgeschäftspinner“ – wir wollen seinen Teppich zwar nicht, aber er gibt uns einen kleinen Arabischkurs.

Auf der Fahrt durch die Oase springt uns plötzlich eine wahnsinnige Japanerin vors Auto – sie reißt Siwa bei 50 Grad Hitze zu Fuß ab. Mitleidig haben wir Sie erst mal in unser Auto geladen und sind mir Ihr zum Amun Tempel und zur Cleopatra-Quelle gefahren. Mittagsschläfchen im Hotel, dann mit unserem Lieblingskellner Lac Lac zum Sonnenuntergang mit Teechen nach „Fantasie Island“ – einer kleinen Halbinsel im Salzsee der Oase, war wirklich schön ! Wir saßen 5 Minuten am Seeufer und wer tauchte auf? Richtig – unser Begleittrupp von der Herfahrt. „Are you following us? Are you from Gestapo?” fragen sie lachend. Wer hier wohl wen verfolgt? Sie erzählen uns, dass Sie nach Siwa genau wie wir Richtung Norden fahren wollen – wohlmöglich treffen wir Sie in El-Alamain wieder?

Wir haben uns für heute abend zu einem Barbecue an der Kleopatra-Quelle angemeldet, es gibt dort ein kleines „Restaurant“ – 3 Tische unter einem Zeltdach inmitten von Palmen.

Wir brechen auf – gerüstet mit einer 3cm dicken Autan-Schicht. Die Mücken hier machen mich wahnsinnig. Von dem Picknick-Zwischenstop auf der Herfahrt gestern habe ich drei fürchterlich juckende, 5-Markstückgroße Mückenstiche am Oberschenkel. Ich sehe aus als hätte ich die Beulenpest. Sogar am Augenlid haben sie mich gestochen. Und durch die Hose durch in den Hintern. (Ich weiß ja, das ich einen tollen Hintern habe, aber das geht eindeutig zu weit...)

Wir sind voller Vorfreude auf ein Barbecue, dazu original Siwa-Musik und mindestens 10 angekündigten, anderen Touristen vor denen wir ein bisschen mit „jaja, ganz von Deutschland – mit eigenem Auto“ hätten angeben können .

Nachdem wir uns den Weg durch die stockdusteren Palmenhaine zur Kleopatra-Quelle gebahnt haben, sind wir die ersten Gäste. Etwas verloren sitzen wir unter dem windschiefen, zeltartigen Etwas und harren mit knurrendem Magen der Dinge die da kommen.

Der Araber dort kann ein bisschen Deutsch und schmeißt schon mal den Grill an und fackelt damit beinahe die Oase ab. Da sitzen wir nun. Nach ca. 30 Minuten kommt die Band unter lautem Trällern und Föten aus den Büschen, 5 volltrunkene, auf Pfeifen und Flöten Quäkende Araber auf einem Eselkarren geben sich die Ehre. Sie machen einen Lärm auf Ihren Instrumenten, der einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Derweil hat der Kellner zu Essen aufgetischt – eine dickflüssige Suppe, die stark an Schmieröl erinnert und auch so schmeckt. Das Barbecue besteht aus ein paar gegrillten Frikadellen. Super – das ist also das versprochene Festmahl? Getränke hat der Mann übrigens nicht, außer seinem Palmenwein –

Brennspiritus nicht unähnlich und vermutlich ähnlich unbekömmlich – Jochen nippt kurz an dem Gebräu und deklariert es als eindeutig todbringend während unser Gastgeber schon das eine oder andere Glas zusammen mit der „Band“ vernichtet hat.

Die angekündigten „10 Touristen“ treffen ein – es ist, wie könnte es anders sein – unsere Toyota-Crew. Die Band ist zunächst etwas unwillig weil total betrunken, aber legt dann nach einigen wütenden Worten unseres Gastgebers grölend los – die Gruppe kippen ein Glas des Fensterreinigers nach dem andern und quietscht und jault – kaum in Worte zu fassen. Die Toyota-Crew bricht grölend über den Tischen zusammen und flüchtet nach 10 Minuten unter einem Vorwand: „Ali hat so Magenprobleme, Du – war aber toll, Deine Band, Du..“ Wir „genießen“ das Schauspiel weitere 15 Minuten um den Wirt nicht gar zu sehr zu enttäuschen und machen dann einen Abflug. War höchste Zeit. Was für ein Barbecue!

21.06.

Ein Sch..Tag! Na ja, auch solche muss es geben. Wir stehen sehr früh auf, da wir Richtung Norden nach El Alamain fahren wollen. LacLac hat gesagt: „kein Problem, ich bin dann schon auf“, und wir freuen uns auf das weltbeste Frühstück. Leider hat Lac Lac verpennt und es ist nur ein kleiner Junge da. Der ist etwas schüchtern, drückt uns zwei Menükarten in die Hand, blickt eine weile hilfesuchend die Straße auf –und ab und versteckt sich dann vorsichtshalber irgendwo. Da saßen wir wie auf Kohlen, eine Stunde und nichts passierte, außer, dass nebenan in der Hühnerschlachterei weitere 30 Hühner dran glauben mussten

(quäk, quäk, Messerwetzen, kurzes Zappeln, Nächstes...) - langsam eine für uns vertraute Geräuschkulisse – wie wird wohl das erste Frühstück ohne werden?

Na ja, abhauen wollen wir auch nicht, den erstens haben wir Hunger und zweitens wollen wir ja auch noch Tschüß sagen.

Irgendwann kommt dann ein total verpennter Lac Lac an, entschuldigt sich tausendfach und macht sich schleunigst an die Zubereitung des weltbesten Frühstücks.

Wir verabschieden uns und dann schnell los ! Die Strecke durch die Wüste ist landschaftlich total öde, aber die Straße ist gut. Weiter nördlich sehen wir links und rechts der Straße Minenfelder mit entsprechenden Totenkopf-Warnschildern. Wir erreichen schnell El Alamein. Wir besichtigen das Deutsche Ehrenmal. Am schnurgerade dorthin führenden Feldweg ein Kontrollhäuschen mit einer Deutschen und einer Ägyptischen Flagge. „Where do you go?“ fragt der Polizist. “Wohin wohl, Du Schwachkopf ?” Das Ehrenmal ist dem in Tobrouk/Libyen sehr ähnlich – hätten wir uns auch sparen können. Der Wächter und Schlüsselinhaber fragt uns noch nach „German magazines“. Pornos? Hamm wir nich!

Weiter zum 2ter-Weltkrieg Museum in El-Alamain. Ein Haufen Kriegsutensilien, was man halt so in der Wüste gefunden hat – ist recht interessant und einigermaßen gut dokumentiert. Die Cafeteria ist einstürzgefährdet und durch Holzbalken abgestützt – es ist keine Bedienung

Da und Jochen verlangt es nach einer Cola.

Wir beschließen, uns vor Ort ein Hotel zu nehmen – ein sehr schwieriges Unterfangen. Jeder befragte Araber deutet in eine andere Himmelsrichtung- einer nach vorn, einer nach hinten, einer nach links, einer nach rechts, und einer nach oben – „funduq, ja ja – da gleich hinten“.

Wir probieren alle Richtungen aus, finden aber kein Hotel – an der Stelle, wo ganz bestimmt eins sein soll, ist ein Sandhaufen. Erosion?

Wir geben auf und fahren wieder auf die Küstenautobahn. An der Küste reihen sich tausende von völlig identischen Ferienhäusern aneinander. So verbringt der Stadtmensch aus Kairo seinen Urlaub. Hotel sind rar. Wir finden eins für 100 EUR – der Rezeptionist grinst von einem Ohr zum anderen und freut sich wie ein Honigkuchenpferd: „Tut mir leid, Hochsaison – billiger können wir das nicht machen...“. Uns ist das zu teuer. Wir machen wie immer den gleichen Fehler und beschließen, die Nacht in Alexandria zu verbringen. Wir haben, aus vorhergehenden Reisen ein solides Alexandria-Trauma entwickelt. Mit dieser Stadt verbinden wir nur schlechte Erlebnisse (aggressive Autofahrer, ganz anders als Kairo, unfähiges Hotelpersonal, Araber die mir hinterpfeifen und grölen, lebensmüde Taxifahrer (bei einer Taxifahrt ist eine der Fahrer in eine Menschenmenge gefahren, weil er nicht nach vorne geguckt hat – 5 Menschen sind zu Boden gegangen und er setzt zurück und fährt weiter)).

Kurz: es mögen subjektive Erlebnisse sein, aber wir hassen Alexandria und versuchen es zu meiden, wann immer es geht.

Wir fahren also in den Moloch und halten entnervt am ersten 3 Sterne Hotel das wir finden.

50 Euro – geht so. Für Ägypter kostet der Spaß nur 20 EUR – ist das gerecht, Herr Mubarak?

Wir haben kein Ägyptisches Geld mehr und die Banken haben zu. „Nein, mit Euro bezahlen geht nicht“, säuselt die etwas dümmliche Frau an der Rezeption. Jochen ist bereits auf 180. 20Pfund fürs Parken abgedrückt, horrende Preisunterschiede für Ausländer und dann will die dumme Nuss keine Euros? „Der Nächste der mir dumm kommt, den mach ich platt!“ schwört Jochen. Zum Glück können wir nach zähen Verhandlungen und30 Minuten hin- und hergerechne dann doch mit unseren Euros bezahlen. Der Fahrstuhl ist eine Katastrophe – klappert, scheppert und rötert – Strom an, Strom aus – ich erwarte jeden Moment einen Absturz. Die Zimmer sind OK. Wir verlassen das Hotel, da wir etwas Essen und Geld tauschen wollen. Leider sind wir in einem Viertel der Stadt gelandet, dass ausschließlich aus Möbelgeschäften bestehen zu scheint. Es gibt hier kein Essen, nicht mal einen Hähnchengrill. Banken und Wechselstuben haben natürlich nur von zwei bis zehn nach zwei auf. Wir gehen zurück in unser Hotel und wollen im „möchtegern-schicki-micki-restaurant-in-the-13th-floor“ essen. Der Kellner sagt uns „the restaurant is closed, you can eat everything you want!”. Joh, genau ! Wir setzen uns auf die Dachterrasse und warten, eine halbe Stunde. Uns knurrt der Magen. Der Kellner erscheint, zeigt uns die Karte. Wir suchen uns etwas aus und der Kellner kommt nach einer halben Stunde wieder und nimmt die Karte wieder mit, ohne unsere Bestellung aufgenommen zu haben. Nach 30 weiteren Minuten geht Jochen in die Küche und verkündet, das wir gerne etwas essen würden. Nach wieder 30 Minuten erscheint dann wieder der Kellner und fragt, ob wir etwas möchten. Jochen wird etwas unwirsch. „Why did you take away the menue? We want dinner !” Der Kellner will davon springen , um erneut die Karte zu holen, da schreit Jochen Ihn an “No, stop ! Stay here !“ und deutet auf den Fußboden der Dachterrasse. Der Kellner schlägt etwas verschüchtert die Hacken zusammen und nimmt endlich unsere Bestellung auf. Nachdem eine weitere Stunde nichts passiert schlagen wir unsere Köpfe auf die Tischplatte. Da wir jetzt an der Mittelmeerküste sind und die Sonne untergeht, wird es langsam kalt. Jochen schlägt vor, dass wir in die Hotelküche gehen und uns einfach ein Ei in die Pfanne hauen. Zu guter Letzt lassen wir uns das Essen aufs Zimmer bringen. Haut uns nicht vom Hocker und ist schweineteuer.

22.06.02

Heute morgen sind wird „as-soon-as-possible“ aufgebrochen. Nichts wie weg hier. Wir sind auf die Autobahn Richtung Kairo, die haben sogar eine Mautstation !

Sofort haben wir den Weg nach Gizeh gefunden und sind direkt zu den Pyramiden. Die wollen wir uns nicht schon wieder ansehen, nein, wir wollen nur ein schnelles Foto von unserem Auto davor. Es ist jetzt 12.30 Uhr. „So“, rüstet sich Jochen in Erwartung der vielen „Nepper, Schlepper, Touristenfänger“, „jetzt schnell“ und gibt Gas. Geschickt weicht er allen auf die Straße springenden Arabern aus, ignoriert Ihre „I´m from the government, you have to stop the car here“-Rufe , dass mir schon ganz bange wird. Er schubst alle, die das Auto anfassen weg. „Government, jaja, Du Spritzkuchen – ich bin auch vom Government – und Deinen Personalausweis kannst Du wieder einpacken ! Schieb Deinen Hintern von der

Straße !“

Unbeirrt fährt er bis vors Ticket-Häuschen, wo sich sofort an die 300 Guides, Foto-Kamelbesitzer, Pferdebesitzer und Government-Spinner auf unser Auto stürzen. Einer bietet sich an, mit uns in unserem Auto zu fahren, ein andere will uns fahren. Wir schubsen alle weg und kaufen drei Tickets, 2 für uns und eins fürs Auto.

Wir fahren vor die Pyramiden, knipsen und filmen und schieben alle Araber beiseite, die sich mit Ihren Pferden und Kamelen ins Bild drängeln um hinterher Geld dafür zu nehmen. Dann rauschen wir mit quietschenden Reifen davon. Die ganze Aktion hat 5 Minuten gedauert, aber wir waren ja auch schon mal hier..

Auf in den Sinai...

23.06.02

Wir befinden uns endgültig auf dem Rückweg.

Wir verbringen noch einen Tag in Basata verbracht, Flipper ist wieder nicht da. Jochen bestellt sich Mittags in einem Fischrestaurant in Nuweiba einen Hummer und verdrückt das Tier abends komplett. Wir erfahren, das Flipper eine neue Anlaufstelle gefunden hat – zu spät, vielleicht beim nächsten Mal. Wir unternehmen allerdings noch einige Schnorchelausflüge in das Korallenriff bei Basata. Der Sinai scheint uns noch heißer als bei unserer Ankunft, uns fließt der Schweiß in Strömen. Morgen wollen wir den beschwerliche Fährüberfahrt nach Aqaba antreten.

24.06.02

Die spinnen, die Ägypter. Der Ticketverkäufer am Fährhafen (übrigens in einer Bude in einer Ecke des Hafens, die ungefähr 300km von der Fähre entfernt ist, damit man sie auch ja nicht findet) will unsere Euros nicht – wir fahren zur Bank, wechseln in Ägytische Pfund – die will er aber auch nicht, er will Dollars sehen. Da ist Jochen dann der Kragen geplatzt: (nach 2 Wochen Ägypten ist die Toleranzschwelle halt ein wenig niedriger) „Weißt Du eigentlich, was die hier an Gebühren nehmen für den Umtausch? Du nimmst jetzt die Pfund, sind wir hier in Ägypten oder nicht????“ Irgendwann hat der Typ dann seufzend nachgegeben und nach 2 Stunden Budenzauber hatten wir wieder an die 30 Zettel in den Händen und ca. 30km alleine auf dem Hafengelände zurückgelegt – um einige Pfund erleichtert. Na ja, wie immer...

Auf der Fähre treffen wir 3 Deutsche. Zwei Spinner wie wir, allerdings mit einem „richtigen“ Auto, einem Chrysler Cherokee und einem Austauschstudenten. 2 Däninnen, eine davon gerade 80 geworden, kommt aus Tondern und spricht akzentfrei Deutsch. („Sagen Sie, das PI auf Ihrem Nummernschild, steht das für Pinneberg?“ – die Welt ist klein..). Die andere ist die Tochter der alten Dame, sie ist Dänische Konsulin in Damaskus und will sich bei Ihrem Kumpel, dem Ägyptischen Fremdenverkehrsminister über die Zustände auf der maroden Fähre beschweren. Na, denn man zu...

Der jordanische Zoll ist schnell erledigt und wir finden ein Hotel in Aqaba – leider ist nur noch ein Vierbett-Schlafsaal frei. Den bekommen wir zum Preis eines Doppelzimmers – herrlich!

25.06.02

Heute wollen wir ins Wadi Rum. Ich bin bester Laune und Jochen nörgelt schon seit dem Frühstück rum. Er hat nicht ausgeschlafen und hat sichtlich schlechte Laune. Die Strecke durch das Wadi Rum erweist sich als ziemlich anspruchsvoll für Mensch und Material – Weichsand uns Schotter wechseln sich ab. Das Auto kocht mal wieder, Jochen wird unausstehlich „Was für eine Sch. Hier, das wird uns die Karre endgültig zerlegen !“ - „Dann dreh doch um!“ – „und dann???“ – „Dann nehmen wir uns so einen Typen mit einem richtigen Geländewagen!“ – „Da hab ich keinen Bock drauf !“ uns so weiter. Ich bekomme auch Schlechte Laune und wir sind unentspannt. Wir fahren uns noch ein paar Mal fest, die Kiste hat einfach zuwenig PS für Sand. Schließlich beschließen wir, die Naturschönheiten von Wadi Rum die Naturschönheiten von Wadi Rum sein zu lassen und fahren nach Petra. Dort nehmen wir uns ein Hotel und schlafen den Rest des Tages.

26.06.02

Heute waren wir in Petra, der alten Nabtäer-Stadt. Am spannendsten finden wir den Weg dorthin durch eine langgezogene Schlucht, den sogenannten Siq. Am Ende des Siq taucht dann ein riesiges Portal auf, ist schon beeindruckend. Es ist irre heiß. Der Rieseführer empfiehlt 3 Tage für den Besuch aber nach 3.5 Stunden haben wir genug alte Steine gesehen und sind am Ende. Jochen faltet noch einen Jungen zusammen, der sein Pferd in der prallen Sonne stehen lässt, während er im Schatten liegt. „No problem, no problem!“ beteuert der Junge. „Wohl problem, Du kleines Arsch – stell Deinen Gaul doch einfach 2m weiter nach links, da ist Schatten!“

Auf dem Rückweg nehmen wir dann noch eine Limo. Vor dem Limozelt steht ein Esel, den Zügel so an den Sattel gezurrt, das der Kopf am Bauch angebunden ist und das Tier sich nur noch im Kreis dreht, um aus dieser Situation zu entkommen – natürlich in der Sonne.

Da steht ein Junge auf und geht zu dem Esel. Ich denke schon, der will das Tier losmachen aber stattdessen tritt er ihm völlig grundlos in den Bauch. Dann nimmt er einen wirklich großen, spitzen Stein und schmeißt diesen dem wehrlosen Tier in die Hinterbeine. Er scheint sich dabei ganz groß zu fühlen. Während ich noch fassungslos diesem Schauspiel zusehe, flippt Jochen völlig aus. Er springt auf, rennt auf den Typen zu und schreit Ihn total zusammen. Verblüfft lässt der Junge, zumindest für den Moment, von dem Tier ab. Wir verlassen sofort das Limozelt Sicher sind das Nutztiere, aber grundlos quälen?

27.06.02 – 02.07.02

Die Rückfahrt. Ein kleines Problem noch bei der Ausreise aus Jordanien. Wir haben bei der Einreise nach Aqaba eine Kfz-Haftpflichtversicherung abschließen müssen und wir haben uns (weil billigste Variante) für die 3 Tage Version entschieden. Jetzt sind wir ja schon den 4. Kalendertag hier und wir haben uns das schöngeredet mit „vielleicht hält die ja von 16 bis 16 Uhr???“. War natürlich nicht so. Sie lassen uns nicht raus und Jochen muss beim General, dem Chef der Grenze vorsprechen. „Die Dussel in Aqaba haben uns tatsächlich nur 3 Tage gegeben? Ich wollte doch eine Woche – da haben die mich wohl nicht richtig verstanden. Nein, ich kann leider kein Arabisch lesen – ach was, doch kein Problem? Sehn sie mal, Herr General, mit der richtigen Unterschrift geht doch alles !“

Die Rückfahrt verläuft reibungslos und ohne Zwischenfälle, wir übernachten in Adapazarı kurz vor Istanbul, in Rumänien auf einem bewachten LKW-Parkplatz und in Prag. Am 2.07.02 um ca. 18 Uhr treffen wir wieder zuhause ein.